Zwischen Klimakrise und sozialem Wandel: Zeit für einen echten Aufbruch

Die Klimakrise betrifft uns alle – aber nicht alle gleich. Wer ohnehin sozial benachteiligt oder von Beeinträchtigungen betroffen ist, spürt die Folgen noch deutlicher. Extremwetter, steigende Energiekosten, erschwerte Mobilität: Klimawandel trifft die Schwächsten zuerst.
Doch genau hier liegt auch eine Chance. Ein ökologischer Aufbruch kann viel mehr sein als technische Innovation – er kann gesellschaftlichen Wandel mitgestalten. Wenn wir ihn sozial gerecht denken, entsteht eine nachhaltige Zukunft, die wirklich alle mitnimmt.
Österreichs Sozialstaat bietet eine gute Grundlage. Doch neue Wege sind nötig, um ökologische und soziale Herausforderungen zusammen zu lösen.
Was gut läuft – und wo noch viel zu tun ist
Aktuelle Studien wie der APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben und die LebensGroß Studie Inklusive Nachhaltigkeit. Der Klimawandel geht uns alle an! zeigen klar:
- Das Gesundheits- und Sozialsystem in Österreich ist durch den Klimawandel bereits heute belastet.
- Menschen mit Behinderungen und sozial Benachteiligte sind besonders gefährdet, bei Klimafolgen und -schutzmaßnahmen ins Hintertreffen zu geraten.
- Energiepolitische Maßnahmen wie CO₂-Bepreisung können Armutslagen verschärfen, wenn keine sozialen Ausgleichsmaßnahmen geschaffen werden.
Erste politische Ansätze versuchen, diese Herausforderungen mitzudenken. Doch noch fehlt eine systematische Verbindung von Klimapolitik und Inklusion. Der ökologische Aufbruch hat begonnen – aber er muss konsequenter und gerechter gestaltet werden.

Wie dieser Aufbruch schon heute aussieht
Trotz aller Herausforderungen gibt es bereits inspirierende Projekte, die zeigen, wie ein ökologischer Wandel niemanden zurücklassen muss:
Inklusive Klimaschutzakademie in Graz
Die Inklusive Klimaschutzakademie in Graz ist ein innovatives Projekt, das Klimaschutzbildung für alle zugänglich macht. In einer kostenlosen Ausbildung werden Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam zu Klimaschutzcoaches ausgebildet. Die Inhalte werden barrierefrei und in leichter Sprache vermittelt, sodass alle Teilnehmer:innen aktiv mitwirken können.
Das Besondere: Es unterrichten immer zwei Personen gemeinsam: eine mit Expertenwissen zu Klimaschutz und eine mit Expertenwissen zu Barrierefreiheit. Nach Abschluss der Ausbildung führen die fertigen Coaches Workshops in Schulen, Unternehmen und anderen Einrichtungen durch, um ihr Wissen weiterzugeben und das Bewusstsein für Klimaschutz zu stärken.
Dieses Projekt zeigt sehr schön, wie Inklusion und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen können.
Inklusive Arbeitsplätze für eine grüne Zukunft
Jugend am Werk setzt verstärkt auf Upcycling, Reparatur und nachhaltige Dienstleistungen. Menschen mit und ohne Beeinträchtigung arbeiten hier gemeinsam an neuen Lösungen – von der Möbelaufbereitung bis hin zu innovativen Recycling-Konzepten. Reparierte Elektrogeräte, Fahrräder, oder Möbelstücke erhalten anschließend eine zweite Chance in einem von drei re-use-shops.
In der Werkstatt re.use-electro Liezen der pro mente werden Klein-Haushaltsgeräte repariert, wiederverkaufsfähig aufbereitet oder fachgerecht entsorgt. Dabei arbeiten Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen Hand in Hand mit Technik-Mentor:innen und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft. Der Fokus liegt dabei immer auf der Stabilisierung und Verbesserung der psychischen Gesundheit.
Allgemein sollte Folgendes gesagt werden: Viele integrative Betriebe sind regelrechte Zukunftsmotoren. Sie machen nicht nur Menschen fit für ihre berufliche Zukunft, sondern bauen ihre nachhaltige Dienstleistungen immer weiter aus: In Bereichen wie Reparaturwerkstätten, Second-Hand-Logistik oder nachhaltiger Gebäudeverwaltung entstehen so Arbeitsplätze, die Umwelt und soziale Inklusion gleichermaßen fördern.
Was wir noch besser machen können – und müssen
Trotz dieser positiven Beispiele bleibt viel zu tun:
- Inklusion ist in vielen Klimaprogrammen noch immer eine Randnotiz.
- Menschen mit Beeinträchtigung werden selten aktiv in Klimaschutzmaßnahmen eingebunden.
- Der CO₂-Fußabdruck im Sozial- und Gesundheitsbereich wird noch kaum erfasst oder systematisch gesenkt.
- Förderprogramme berücksichtigen ökologische und barrierefreie Kriterien oft nur nebeneinander statt miteinander.
Ein inklusiver ökologischer Aufbruch braucht klare Strategien, echte Beteiligung und innovative Finanzierungsmodelle, die niemanden zurücklassen.
So gelingt ein ökologischer Aufbruch für alle
Ein nachhaltiger und sozial gerechter Klimaschutz könnte so aussehen:
- Inklusion von Anfang an: Menschen mit Beeinträchtigung werden bei der Gestaltung von Klima- und Nachhaltigkeitsstrategien aktiv eingebunden.
- Integrative Green Jobs schaffen: Nachhaltige Branchen wie Upcycling, Reparatur, Pflege und ökologische Landwirtschaft bieten vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten.
- Barrierefreie Energie- und Mobilitätswende: Alle sollen Zugang zu sauberer Energie, leistbarer Mobilität und ökologischem Wohnen haben.
- Starke Selbstvertretung: Organisationen der Menschen mit Behinderungen sind Teil der Entscheidungsprozesse.
- Förderprogramme neu denken: Klimaschutzförderungen berücksichtigen soziale Aspekte verpflichtend.
Eine faire, grüne und inklusive Zukunft ist möglich
Der ökologische Aufbruch ist eine enorme Herausforderung – aber auch eine historische Chance.
Wenn wir soziale Gerechtigkeit von Anfang an mitdenken, schaffen wir eine Zukunft, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch solidarisch und lebenswert für alle ist.
Die positiven Beispiele zeigen: Der Wandel ist bereits im Gang. Es liegt an uns, ihn noch stärker inklusiv und gerecht zu gestalten. Lasst uns gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft arbeiten, in der niemand auf der Strecke bleibt!