Arche Noah: Wie Saatgutvielfalt und ökologische Landwirtschaft Biodiversität und Klimaschutz fördern

 

Arche Noah, ein Verein mit Sitz in Österreich, widmet sich seit Jahren dem Erhalt der landwirtschaftlichen Sortenvielfalt und setzt dabei auf den Schutz traditioneller Kulturpflanzen. Die Arbeit des Vereins ist tief verwurzelt in der Idee, dass eine vielfältige Agrarlandschaft nicht nur ökologische, sondern auch gesellschaftliche Vorteile bringt. Durch ihre Projekte und Bildungsarbeit leistet Arche Noah einen wichtigen Beitrag zu Biodiversität, Klimaschutz und Ernährungssicherheit.

Saatgutvielfalt als Garant für Resilienz

Einer der Kernbereiche von Arche Noah ist die Sortenerhaltung. Der Verein unterhält eine umfassende Sammlung alter und regionaler Nutzpflanzensorten, die durch moderne Landwirtschaft zunehmend bedroht sind. Diese genetische Vielfalt ist entscheidend, um die Landwirtschaft widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen. Pflanzensorten, die in den letzten Jahrhunderten gezüchtet wurden, haben sich an verschiedene Umweltbedingungen angepasst und bieten daher eine natürliche Abwehr gegen extreme Wetterereignisse, Schädlinge und Krankheiten.

Durch ihre Obstgärten, Samenarchiv und Saatgutvermehrungsprojekte sorgt Arche Noah dafür, dass diese wertvollen Ressourcen nicht verloren gehen. Die Saatgutvermehrung geschieht in enger Zusammenarbeit mit BäuerInnen und GärtnerInnen, die alte Sorten nicht nur kultivieren, sondern auch an neue Bedingungen anpassen.

Ökologische Landwirtschaft als Klimaretter

Neben dem Erhalt von Saatgut fördert Arche Noah die ökologische Landwirtschaft als praktikable und notwendige Antwort auf die Klimakrise. Der Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden ist in der konventionellen Landwirtschaft eine Hauptquelle von Treibhausgasemissionen. Im Gegensatz dazu setzt die ökologische Landwirtschaft auf natürliche Methoden, um die Böden zu regenerieren und Kohlenstoff zu speichern, was einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leistet.

Arche Noah unterstützt durch Bildungsprogramme und Workshops sowohl HobbygärtnerInnen als auch LandwirtInnen dabei, nachhaltige Anbaumethoden zu erlernen. Ein weiteres Projekt ist die Förderung von agroforstwirtschaftlichen Ansätzen, bei denen Bäume und Nutzpflanzen gemeinsam auf Feldern wachsen, um die Biodiversität zu erhöhen und gleichzeitig CO₂ zu binden.

Projekte für Biodiversität und Gemeinschaft

Die Saatgut-Initiativen von Arche Noah sind Teil einer größeren Vision, die nicht nur ökologische Vorteile bietet, sondern auch soziale und wirtschaftliche. Der Verein betreibt Schaugärten, in denen Interessierte die Vielfalt der Pflanzen kennenlernen und sich mit nachhaltigen Methoden vertraut machen können. Diese Gärten fungieren als lebendige Lernorte und zeigen, wie wichtig eine lokale und vielfältige Ernährungskultur für die Gemeinschaft ist.

Außerdem spielt Arche Noah eine wichtige Rolle in der politischen Bildung und setzt sich für faire Rahmenbedingungen ein, die den Zugang zu Saatgut sichern. Das Samenarchiv, eines der umfangreichsten seiner Art, ist nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein kulturelles Erbe, das zukünftigen Generationen zur Verfügung gestellt werden soll.

Biodiversität als Basis für Ernährungssicherheit

In Zeiten der Klimakrise wird deutlich, dass eine auf Monokulturen basierende Landwirtschaft anfälliger für Wetterextreme und Ernteausfälle ist. Die Arbeit von Arche Noah zeigt, dass durch die Förderung und den Anbau vielfältiger Sorten nicht nur die ökologischen Systeme stabilisiert, sondern auch die Ernährungssicherheit gestärkt werden kann. Diese Vielfalt sichert nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln, sondern bewahrt auch den kulturellen Reichtum verschiedener Regionen.

Fazit: Arche Noah als Hüter der Zukunft

Die Projekte und Initiativen von Arche Noah sind ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Saatgutvielfalt und ökologische Landwirtschaft einen positiven Einfluss auf Biodiversität und Klimaschutz haben können. Durch die Förderung traditioneller Sorten und nachhaltiger Anbauweisen wird nicht nur die Natur, sondern auch die Gemeinschaft gestärkt. Arche Noah zeigt, dass die Rettung der Natur bei unseren Gärten beginnt – und dass der Schutz der Saatgutvielfalt der Schlüssel zu einer klimafreundlichen und sicheren Zukunft ist.

Mehr Informationen und Möglichkeiten zur Beteiligung findest du auf der Website von Arche Noah.

Studie: Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität – Landnutzungswende notwendig

Im Rahmen der interdisziplinären Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität“, die 2024 von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben wurde, kommen renommierte Expertinnen und Experten zu einem klaren Schluss: Unsere globale Landnutzung muss dringend überdacht und nachhaltig umgestaltet werden, um den existenziellen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Die Kernbotschaften der Studie bieten eindringliche Einblicke in die notwendigen Maßnahmen, um Ernährungssicherheit, Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität langfristig zu sichern.

Eine neue Form der Effizienz: „Gemeinwohleffizienz“

Eine zentrale Aussage der Studie betont die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Effizienz in der Landnutzung. Statt wie bisher vor allem wirtschaftliche Gewinne und Produktivität zu maximieren, fordert die Studie die Einführung einer „gemeinwohleffizienten“ Nutzung von Land. Diese neue Perspektive hebt die multifunktionalen Rollen von Agrarflächen hervor: Böden sollen nicht nur Lebensmittel für eine wachsende Bevölkerung liefern, sondern auch Kohlenstoff speichern, die Biodiversität fördern und Ökosysteme schützen. Ein solcher ganzheitlicher Ansatz ist notwendig, um langfristig die Fruchtbarkeit und Funktionsfähigkeit unserer Böden zu sichern.

Herausforderungen durch den Klimawandel

Besonders eindrucksvoll ist die Analyse der Klimakrise und ihrer Folgen für die Landnutzung. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen bedrohen weltweit die landwirtschaftliche Produktion. Gleichzeitig nimmt die nutzbare landwirtschaftliche Fläche durch Versiegelung und nicht nachhaltige Praktiken ab. Die Studie zeigt auf, dass eine bloße Fortführung der bisherigen Produktions- und Konsummuster nicht tragbar ist. Beispielsweise könnten bis 2050 nach Schätzungen sechs Millionen Quadratkilometer neue Agrarflächen nötig sein, wenn wir unser Konsumverhalten nicht grundlegend ändern.

Ethische Leitlinien für eine nachhaltige Landnutzung

Die Studie formuliert ethische Leitlinien, die als Grundlage für eine zukunftsfähige und gemeinwohlorientierte Ordnungspolitik dienen sollen. Diese Leitlinien rufen zu einem gesellschaftlichen Bewusstseinswandel auf, der die sozialen, ökologischen und kulturellen Dimensionen der Landnutzung in den Fokus rückt. Die Anerkennung und Honorierung von Landwirten, die nachhaltige Praktiken anwenden – wie etwa den Schutz der Biodiversität oder die Verbesserung der Kohlenstoffspeicherfähigkeit von Böden – steht dabei im Zentrum. Die Studie fordert ein Ende der pauschalen Subventionen für Flächenbewirtschaftung und plädiert dafür, staatliche Unterstützung verstärkt auf ökologische Leistungen auszurichten.

Soziale Gerechtigkeit und globale Verantwortung

Ein weiterer zentraler Aspekt der Studie ist die soziale und globale Verantwortung, die mit der Landnutzung verbunden ist. In einer zunehmend polarisierten Welt fordert sie dazu auf, populistische Narrative und Feindbilder zu überwinden und stattdessen den Dialog zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft zu fördern. Besonders die Länder des globalen Südens und zukünftige Generationen dürfen in der Debatte um eine gerechte Landnutzung nicht übergangen werden. Hier ist auch die Kirche gefragt, ihren Einfluss geltend zu machen und für eine gerechte und nachhaltige Nutzung der Ressourcen einzutreten.

Fazit: Ein gemeinsamer Weg in die Zukunft

Die Kernbotschaften der Studie machen deutlich, dass eine nachhaltige Landnutzung nicht allein eine Frage der ökologischen Verantwortung ist, sondern eng mit sozialen und kulturellen Herausforderungen verknüpft ist. Nur durch eine umfassende Transformation unseres Konsumverhaltens, unserer landwirtschaftlichen Produktionsweisen und unserer politischen Rahmenbedingungen können wir Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität sichern – und damit eine lebenswerte Zukunft für alle.

Diese Studie ist ein Weckruf an Politik, Gesellschaft und Kirche, gemeinsam an einer gerechten und nachhaltigen Nutzung unserer Ressourcen zu arbeiten. Die Zeit des Abwartens ist vorbei, jetzt müssen wir handeln.

Quellen:
Zur Studie auf Digilog-Transformation

Cate Blanchett: Aufruf zur Nachhaltigkeit – Die Bedeutung der Bauwirtschaft für den Klimaschutz

Cate Blanchett. Foto: CAASpeakers

Am 17. Oktober 2024 hielt Cate Blanchett beim ÖGNI-Symposium in Wien eine eindringliche Rede zur Bedeutung der Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft. Die zweifache Oscar-Preisträgerin, die sich seit Jahren auch abseits der Leinwand als Umweltaktivistin engagiert, richtete sich an das Fachpublikum aus der Immobilienbranche und betonte die dringende Notwendigkeit eines Wandels im Umgang mit unseren Gebäuden und Städten. Dabei hob sie insbesondere die zentrale Rolle des Bausektors im Kampf gegen den Klimawandel hervor.

„Wenn es um Nachhaltigkeit geht, denken wir an erneuerbare Energien, Elektroautos oder grüne Technologien – aber wir übersehen oft die enormen Auswirkungen, die Gebäude auf unseren CO2-Fußabdruck haben“, warnte Blanchett die Teilnehmer des Symposiums. Diese Aussage fasst den Kern ihrer Botschaft zusammen: Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft sei kein Nischenthema, sondern müsse in den Mittelpunkt der Klimadebatte gerückt werden. Sie erinnerte daran, dass fast 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen auf den Bau und Betrieb von Gebäuden zurückzuführen seien.

Blanchetts tief verwurzeltes Engagement

Diese klare Botschaft reiht sich nahtlos in das langjährige Engagement der australischen Schauspielerin für den Klimaschutz ein. Blanchett, die als Mitglied des Earthshot Prize Councils und als erste Botschafterin für die Millennium Seed Bank fungiert, hat sich seit Jahren intensiv mit Umweltfragen auseinandergesetzt. Sie betont immer wieder, dass Klimaschutz nicht etwas ist, das in ferner Zukunft umgesetzt werden muss, sondern eine Aufgabe für das Hier und Jetzt.

Ein besonders wichtiger Punkt ihrer Rede in Wien war die Rolle der Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft. Blanchett unterstrich, dass nachhaltige Gebäude nicht nur Energie sparen sollten, sondern auch Ressourcen schonen müssten. Sie plädierte für den Einsatz digitaler Technologien zur effizienteren Planung und Überwachung der CO2-Bilanz von Gebäuden: „Ohne eine solide digitale Grundlage, auf der wir Informationen über den Zustand unserer Gebäude und deren CO2-Bilanz erfassen können, wird es schwer, nachhaltige Lösungen effektiv umzusetzen.“

Vom technischen Wandel zum kulturellen Bewusstsein

Blanchett sieht jedoch nicht nur technische Innovationen als Lösung, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung im gesellschaftlichen Denken. In ihrer Rede sprach sie von der „Macht der gebauten Umwelt“ und betonte, dass unsere Gebäude und Städte nicht nur funktionale Räume seien, sondern eine zentrale Rolle in der Formung unserer Gesellschaft und unserer Zukunft spielten. „Wir können nicht nur den ökologischen Fußabdruck von Gebäuden verkleinern, sondern auch eine völlig neue Beziehung zur gebauten Umwelt aufbauen“, erklärte sie in Wien.

Für Blanchett ist die Klimakrise auch eine kulturelle Herausforderung. In einem früheren Interview hatte sie bereits gesagt: „Es reicht nicht, nur darauf zu warten, dass Regierungen handeln. Jede Entscheidung, die wir heute treffen, beeinflusst die Welt, die wir morgen hinterlassen.“ Diese Aussage verdeutlicht ihren Ansatz, den Einzelnen in den Mittelpunkt des Wandels zu stellen. Es gehe nicht nur um die großen politischen Maßnahmen, sondern um die Verantwortung jedes Einzelnen, bewusstere Entscheidungen zu treffen.

Die Bauwirtschaft als Schlüssel

Das ÖGNI-Symposium bot Blanchett die perfekte Bühne, um ihre Botschaft an ein zentrales Publikum zu richten: die Akteure der Bau- und Immobilienwirtschaft. Ihre Ansprache hob hervor, dass dieser Sektor eine Schlüsselrolle im Übergang zu einer nachhaltigen Zukunft spielen muss. Peter Engert, Geschäftsführer der ÖGNI, unterstrich in seinen Ausführungen ebenfalls die Bedeutung der Kreislaufwirtschaft und betonte: „Die Transformation der Wirtschaft in Richtung Kreislaufwirtschaft ist alternativlos.“

Blanchetts Plädoyer fand viel Zustimmung bei den Teilnehmern, die zunehmend erkennen, dass eine nachhaltige Bauweise nicht nur ein moralischer Imperativ, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit ist. Innovative Materialien, digitale Tools und ein ganzheitliches Umdenken in der Stadtplanung könnten einen entscheidenden Beitrag zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks leisten.

Ein zukunftsweisender Appell

Mit ihrer klaren, durchdachten Rede trug Cate Blanchett dazu bei, dass Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft nicht länger als Randthema gilt. Sie zeigte auf, dass Klimaschutz nicht nur durch technologische Innovationen wie erneuerbare Energien und E-Mobilität erreicht werden kann, sondern dass wir auch unsere gebaute Umwelt in den Blick nehmen müssen: „Die Zukunft beginnt nicht morgen – sie beginnt heute.“

Blanchetts Engagement ist ein Beispiel dafür, wie Prominente ihre Plattform nutzen können, um bedeutende Themen ins Rampenlicht zu rücken. Durch ihre authentische, fundierte Art und ihre Bereitschaft, sich mit komplexen Fragen auseinanderzusetzen, hat sie sich als starke Stimme im Kampf für Klimagerechtigkeit etabliert. Ihr Auftritt in Wien war ein eindrucksvoller Appell an die Bauwirtschaft und die Gesellschaft, jetzt zu handeln – bevor es zu spät ist.

In den kommenden Jahren wird sich zeigen, ob die Worte von Blanchett und anderen prominenten Fürsprechern der Nachhaltigkeit auch tatsächlich in Taten umgesetzt werden. Klar ist jedoch, dass die Zeit drängt und ein Umdenken im Bauwesen nicht länger aufgeschoben werden kann.

Fazit

Cate Blanchett hat auf dem ÖGNI-Symposium in Wien eindrücklich aufgezeigt, wie eng die Zukunft des Planeten mit der Art und Weise verknüpft ist, wie wir unsere Städte und Gebäude gestalten. Ihre Botschaft, dass Klimaschutz heute beginnen muss, und der Bauwirtschaft dabei eine Schlüsselrolle zukommt, bleibt ein kraftvoller Appell, der nachwirkt. „Wenn es um Nachhaltigkeit geht, denken wir an erneuerbare Energien… aber wir übersehen oft die enormen Auswirkungen, die Gebäude auf unseren CO2-Fußabdruck haben“, fasst Blanchett treffend zusammen.

Die Zukunft ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Kultur. Und sie beginnt heute.

WeDigBio, Citizen Science und die Rolle von KI im Artenschutz

Die Welt der Wissenschaft ist oft so weit entfernt, dass viele glauben, sie wäre nur für Expert*innen zugänglich. Doch dank Citizen Science und Projekten wie WeDigBio können sich mittlerweile auch Freiwillige direkt an der Forschung beteiligen – und das von zu Hause aus. Diese Bewegung ermöglicht es, große wissenschaftliche Herausforderungen zu bewältigen, indem die Masse der Bürger*innen zur Unterstützung aufgerufen wird. Besonders im Bereich der Biodiversität spielt diese Art der Zusammenarbeit eine zunehmend wichtige Rolle, um den Schatz unserer natürlichen Welt besser zu verstehen und zu schützen. Ein weiteres spannendes Thema in diesem Zusammenhang ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), wie das jüngste Symposium „How is AI Being Used in Biodiversity Efforts?“ zeigte.

WeDigBio: Ein globales Citizen Science Projekt

WeDigBio (Worldwide Engagement for Digitizing Biocollections) ist ein internationales Event, das jährlich stattfindet und Freiwillige dazu einlädt, biologische Sammlungen zu digitalisieren. Das Ziel: Die Millionen von Objekten, die in Museen weltweit gelagert werden, zu katalogisieren und zugänglich zu machen. Viele dieser Sammlungen sind jahrhundertealt, und die handschriftlichen Etiketten sind oft die einzigen Informationen, die zu diesen Objekten existieren. Wissenschaftler*innen brauchen dringend Hilfe, um diese Daten zu transkribieren und in Online-Datenbanken einzugeben. Dabei bietet WeDigBio den Freiwilligen die Möglichkeit, die Wissenschaft aktiv zu unterstützen und einen direkten Einfluss auf die Forschung zu nehmen.

Ein Beispiel für die Bedeutung dieses Projekts ist das Field Museum in Chicago, das über 40 Millionen Objekte besitzt. Viele davon sind noch nicht digital erfasst, was die Forschung behindert. Bei einem WeDigBio-Event helfen Freiwillige, über 20.000 Exemplare zu digitalisieren – eine Arbeit, die Wissenschaftler*innen alleine Monate kosten würde .

Citizen Science: Wissenschaft für alle

Citizen Science, also die Einbindung von Freiwilligen in wissenschaftliche Projekte, hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Projekte wie WeDigBio ermöglichen es, Daten in einer Größenordnung zu erfassen, die von Wissenschaftler*innen allein nicht zu bewältigen wären. Bürger*innen scannen, transkribieren und erfassen Daten, die dann von Wissenschaftler*innen weiterverarbeitet werden, um Fragen der Biodiversität, des Klimawandels oder der Ökologie zu beantworten.

Citizen Science hat mehrere Vorteile. Einerseits wird die Wissenschaft mit einer riesigen Datenmenge versorgt, die zur Lösung globaler Probleme beitragen kann. Andererseits schaffen diese Projekte Bewusstsein und Bildungsangebote für die Teilnehmenden. Freiwillige können etwas über die Biodiversität ihrer Region lernen und gleichzeitig das Gefühl haben, Teil einer größeren Sache zu sein.

KI und Biodiversität: Wie Technologien die Forschung voranbringen

In letzter Zeit gewinnt die Künstliche Intelligenz (KI) in der Biodiversitätsforschung an Bedeutung. Das Symposium “How is AI Being Used in Biodiversity Efforts?”, das kürzlich stattfand, zeigte, wie KI die wissenschaftliche Arbeit beschleunigen und verbessern kann. In vielen Bereichen wird KI bereits eingesetzt, um das Wissen über biologische Sammlungen und Ökosysteme zu erweitern.

Ein zentraler Punkt des Symposiums war die Frage, wie KI dabei hilft, große Datenmengen effizienter zu verarbeiten. So wird KI beispielsweise verwendet, um Bilder von Pflanzen oder Tieren automatisch zu identifizieren und zu katalogisieren. Diese Technologien ermöglichen es, Tausende von Bildern in kürzester Zeit zu analysieren, was Wissenschaftler*innen sonst Jahre kosten würde. Das Zooniverse-Team, das eine führende Plattform für Citizen Science ist, hat gezeigt, wie KI und Citizen Science zusammenarbeiten können, um wissenschaftliche Entdeckungen zu beschleunigen.

Beitrag von NBC Chicago zum WeDigBio Symposium 2019

Mission 1.5°C und globale Partnerschaften

Das WeDigBio-Projekt zeigt, wie durch die Kombination aus Freiwilligenarbeit und neuen Technologien, wie Künstlicher Intelligenz, große wissenschaftliche Herausforderungen bewältigt werden können. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie weltweit Engagierte im Bereich der Biodiversität zusammenkommen, um die riesigen Mengen an Daten zu verarbeiten und zugänglich zu machen.

Zusammengefasst zeigen WeDigBio und ähnliche Initiativen, wie Citizen Science und Künstliche Intelligenz gemeinsam genutzt werden können, um Biodiversität zu schützen und unsere natürlichen Ökosysteme besser zu verstehen. Für alle, die sich für Umwelt und Wissenschaft interessieren, bietet die Teilnahme an Projekten wie WeDigBio eine einzigartige Gelegenheit, aktiv mitzuhelfen – und gleichzeitig die Forschung in einem Bereich voranzutreiben, der entscheidend für den Schutz unseres Planeten ist.

Weiterführende Links:

Klimaschutz am eigenen Balkon (Teil 3): Mikrogrün, Upcycling und Natürlicher Pflanzenschutz

Nachdem wir uns im ersten Teil dieser Artikelserie mit Lebensmitteln, Wurmkisten und Balkonkraftwerken beschäftigt und im zweiten Teil über vertikale Gärten, Insektenhotels und Regenwassersammlung gesprochen haben, geht es nun um weitere kreative und nachhaltige Ideen für den eigenen Balkon. Mikrogrün, Upcycling von Möbeln und Pflanzgefäßen, natürlicher Pflanzenschutz und der Einsatz von LED-Pflanzenlampen bieten weitere Möglichkeiten, den Balkon in eine umweltfreundliche und ressourcenschonende Oase zu verwandeln.

1. Mikrogrün und Sprossen: Vitamine auf kleinstem Raum

Für Balkone, die nur wenig Platz bieten, sind Mikrogrün und Sprossen die perfekte Lösung, um gesunde Lebensmittel direkt vor der Haustür anzubauen. Diese jungen Pflänzchen stecken voller Nährstoffe und sind bereits nach wenigen Tagen erntereif. Mikrogrün bezieht sich auf die ersten Blätter von Kräutern oder Gemüsepflanzen, die man als „Mini-Ernte“ verwenden kann, während Sprossen durch das Keimen von Samen entstehen.

Wie funktioniert der Anbau von Mikrogrün?

Mikrogrün lässt sich ganz einfach auf Fensterbänken oder kleinen Balkonregalen ziehen. Man benötigt lediglich flache Schalen oder spezielle Anzuchtbehälter sowie hochwertiges Saatgut. Eine dünne Schicht Erde oder ein saugfähiges Anzuchtsubstrat reicht bereits aus. Innerhalb von sieben bis zehn Tagen können die ersten Blätter von Pflanzen wie Rucola, Radieschen, Brokkoli oder Kresse geerntet werden. Mikrogrün benötigt wenig Platz und Wasser, was es zu einer sehr nachhaltigen Anbauform macht.

Klimaschutz durch Mikrogrün

Der Anbau von Mikrogrün trägt zur Reduktion des CO₂-Fußabdrucks bei, da keine langen Transportwege notwendig sind, um frische Lebensmittel zu erhalten. Zudem benötigt es deutlich weniger Wasser und Nährstoffe als ausgewachsene Pflanzen. Da Mikrogrün auch im Winter auf dem Balkon oder der Fensterbank angebaut werden kann, ist es eine hervorragende Möglichkeit, das ganze Jahr über frisches Grün zu genießen, ohne die Umwelt zu belasten.

Ressourcenaufwand: Der Anbau erfordert lediglich kleine Anzuchtschalen, etwas Erde oder Anzuchtsubstrat sowie Saatgut, das mehrfach verwendet werden kann. Der Energie- und Wasserbedarf ist minimal, was Mikrogrün zu einer sehr ressourcenschonenden Option macht.

2. Upcycling von Balkonmöbeln und Pflanzgefäßen: Kreative Nachhaltigkeit

Upcycling ist eine wunderbare Möglichkeit, alte Gegenstände oder Abfallprodukte in etwas Neues und Nützliches zu verwandeln. Auf dem Balkon können ausgediente Möbel oder Materialien wiederverwendet werden, um einzigartige Pflanzgefäße, Regale oder sogar Sitzgelegenheiten zu schaffen. Dabei handelt es sich nicht nur um eine umweltfreundliche Alternative zum Neukauf, sondern auch um eine Gelegenheit, dem eigenen Balkon einen individuellen Stil zu verleihen.

Beispiele für Upcycling auf dem Balkon
  • Palettenmöbel: Aus alten Holzpaletten lassen sich bequeme Sitzbänke, Tische oder sogar Hochbeete bauen.
  • Alte Dosen und Kisten: Blechdosen, Weinkisten oder sogar alte Schuhe können als Pflanzgefäße dienen. Sie müssen nur mit Löchern für die Drainage versehen und mit Erde gefüllt werden.
  • Upcycling von Textilien: Alte Stoffe, die zu Polstern für Sitzmöbel oder Hängematten umfunktioniert werden, sind eine weitere kreative Idee.
Klimaschutz durch Upcycling

Durch die Wiederverwendung von Materialien reduziert man den Bedarf an neuen Ressourcen, vermeidet Müll und spart Energie, die für die Herstellung und den Transport neuer Produkte benötigt würde. Upcycling trägt somit direkt zur Reduzierung von Treibhausgasen bei und ist ein wichtiger Schritt hin zu einem nachhaltigeren Lebensstil.

Ressourcenaufwand: Der Vorteil von Upcycling ist, dass oft nur wenig bis gar kein Geld investiert werden muss. Alte Materialien, die andernfalls weggeworfen würden, erhalten ein neues Leben. Wichtig ist jedoch, dass schadstofffreie Materialien verwendet werden, insbesondere wenn sie als Pflanzgefäße für Lebensmittel genutzt werden.

3. Natürlicher Pflanzenschutz: Chemiefrei und umweltfreundlich

Pflanzen auf dem Balkon sind ebenso wie im Garten anfällig für Schädlinge. Doch anstatt auf chemische Pflanzenschutzmittel zurückzugreifen, gibt es zahlreiche natürliche Alternativen, die die Pflanzen schützen, ohne die Umwelt zu belasten.

Mischkulturen und natürliche Abwehrmittel

Ein bewährtes Prinzip im ökologischen Gartenbau ist die Verwendung von Mischkulturen. Einige Pflanzen schützen sich gegenseitig vor Schädlingen – so halten zum Beispiel Ringelblumen oder Basilikum in der Nähe von Tomaten bestimmte Schädlinge fern. Ebenso können natürliche Mittel wie Knoblauchspray oder Brennnesseljauche zur Abwehr von Blattläusen und Co. verwendet werden.

  • Knoblauchspray: Knoblauch wirkt abschreckend auf viele Schädlinge und kann als Spray auf Pflanzen aufgetragen werden.
  • Brennnesseljauche: Dieses traditionelle Mittel stärkt die Pflanzen und wirkt gleichzeitig gegen Schädlinge wie Blattläuse.
Klimaschutz durch natürlichen Pflanzenschutz

Natürlicher Pflanzenschutz vermeidet den Einsatz von Chemikalien, die nicht nur schädlich für das lokale Ökosystem sein können, sondern auch bei ihrer Herstellung große Mengen an Energie und Ressourcen verbrauchen. Indem man auf ökologische Methoden zurückgreift, trägt man dazu bei, die Biodiversität zu fördern und die Umweltbelastung zu minimieren.

Ressourcenaufwand: Natürlicher Pflanzenschutz ist oft kostenlos oder sehr kostengünstig. Mischkulturen erfordern lediglich eine durchdachte Anordnung der Pflanzen, und viele natürliche Abwehrmittel wie Knoblauch oder Brennnesseln sind leicht verfügbar und preiswert.

4. LED-Pflanzenlampen: Licht für den Wintergarten

Wer seine Balkonpflanzen auch in der dunklen Jahreszeit weiter kultivieren möchte, kann auf LED-Pflanzenlampen zurückgreifen. Diese speziellen Lampen imitieren das Sonnenlicht und fördern das Pflanzenwachstum, selbst wenn die natürliche Lichtintensität im Winter nicht ausreicht. LED-Lampen sind besonders energieeffizient und bieten eine umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Pflanzenlampen.

Wie funktionieren LED-Pflanzenlampen?

LED-Pflanzenlampen emittieren Licht in speziellen Wellenlängen, die das Pflanzenwachstum anregen. Die Lampen können direkt über den Pflanzen installiert werden und sorgen dafür, dass auch Kräuter, Salate und andere lichtbedürftige Pflanzen im Winter gedeihen. Im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtmitteln verbrauchen LED-Lampen weniger Energie und haben eine längere Lebensdauer.

Klimaschutz durch LED-Lampen

Der Einsatz von LED-Pflanzenlampen reduziert den Stromverbrauch erheblich, da sie nur einen Bruchteil der Energie herkömmlicher Glühlampen benötigen. Zudem verlängern sie die Anbausaison, sodass man auch im Winter frische Lebensmittel auf dem Balkon anbauen kann, anstatt auf importierte Ware zurückgreifen zu müssen, die oft einen hohen CO₂-Fußabdruck hinterlässt.

Ressourcenaufwand: Der einmalige Kauf einer LED-Pflanzenlampe kann mit höheren Anschaffungskosten verbunden sein, aber durch die lange Lebensdauer und den geringen Energieverbrauch rechnet sich die Investition schnell. Besonders im Vergleich zu herkömmlichen Leuchtmitteln sind LED-Lampen eine klimafreundliche Wahl.

 

Fazit: Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

Mit Mikrogrün, Upcycling, natürlichem Pflanzenschutz und LED-Pflanzenlampen gibt es viele weitere Ansätze, um den eigenen Balkon zu einem klimafreundlichen und nachhaltigen Lebensraum zu gestalten. Jeder dieser Schritte hilft, Ressourcen zu schonen, die Biodiversität zu fördern und den eigenen CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Durch diese einfachen Maßnahmen kann der Balkon nicht nur zum Wohlfühlort, sondern auch zu einem aktiven Beitrag für den Klimaschutz werden.

Im dritten Teil haben wir den Fokus auf zusätzliche nachhaltige Maßnahmen gelegt, die Ihren Balkon zu einem ökologischen Paradies machen können. Alle vorgestellten Ansätze lassen sich mit wenig Aufwand umsetzen und bieten vielfältige Vorteile für Klima und Umwelt.

Klimaschutz am eigenen Balkon (Teil 2): Vertikale Gärten, Insektenhotels und Regenwassersammlung

Im ersten Teil unserer Artikelserie haben wir über den Anbau von Lebensmitteln, Balkonkraftwerke und die Nutzung von Wurmkisten gesprochen. In diesem zweiten Teil konzentrieren wir uns auf weitere innovative Möglichkeiten, den Balkon klimafreundlich zu gestalten. Vertikale Gärten, Insektenhotels und die Sammlung von Regenwasser bieten einfache und effektive Ansätze, um die Biodiversität zu fördern, Ressourcen zu sparen und aktiv zum Klimaschutz beizutragen.

1. Vertikale Gärten: Grün in die Höhe

Wenn der Platz auf dem Balkon begrenzt ist, bietet ein vertikaler Garten eine Lösung, um dennoch eine Vielzahl an Pflanzen zu kultivieren. Dieses Konzept maximiert die verfügbare Fläche, indem Pflanzen in die Höhe statt in die Breite wachsen. Vertikale Gärten haben nicht nur ästhetische Vorteile, sondern tragen auch zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Die Pflanzen absorbieren CO₂, spenden Schatten und helfen, die Luft zu reinigen.

Wie funktioniert ein vertikaler Garten?

Ein vertikaler Garten besteht aus übereinander angeordneten Pflanzbehältern, die an Wänden oder Balkongeländern befestigt werden. Pflanztaschen aus recyceltem Material oder hängende Pflanzkästen sind ideal für kleine Balkone. Wichtig ist, dass die Pflanzen ausreichend Licht bekommen und eine regelmäßige Bewässerung sichergestellt ist.

Besonders geeignet für vertikale Gärten sind Kräuter, Salate und Zierpflanzen. Auch Erdbeeren oder Hängepflanzen wie Tomaten gedeihen gut in diesen Systemen. Wer auf seinem Balkon nur wenig direkte Sonneneinstrahlung hat, kann Schatten liebende Pflanzen wie Spinat oder Mangold wählen.

Klimaschutz durch vertikale Gärten

Vertikale Gärten tragen zum Klimaschutz bei, indem sie die Nutzung von Flächen in urbanen Gebieten effizienter gestalten. Mehr Pflanzen bedeuten auch mehr CO₂-Bindung. Außerdem fördert diese Gartenform die Biodiversität, da Pflanzen Insekten wie Bienen und Schmetterlingen Nahrung und Schutz bieten.

Ressourcenaufwand: Der initiale Aufwand für die Installation eines vertikalen Gartens ist überschaubar. Pflanztaschen und Halterungen sind relativ kostengünstig, und viele Materialien wie Holzpaletten oder alte Regale können upcycelt werden. Wichtig ist, auf nachhaltige Materialien zu setzen und beim Kauf von Pflanzen auf regionale und ökologisch angebaute Arten zu achten.

2. Insektenhotels: Ein Zuhause für die Bestäuber

Die Bedeutung von Insekten für das ökologische Gleichgewicht kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Besonders Bestäuber wie Bienen und Schmetterlinge sind essenziell für den Fortbestand vieler Pflanzenarten – auch für die, die auf Balkonen wachsen. Ein Insektenhotel bietet Wildbienen, Florfliegen und anderen nützlichen Insekten einen Nistplatz und Rückzugsort. Mit der Errichtung eines solchen Unterschlupfs leistet man einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität und unterstützt die natürliche Bestäubung.

Wie baut man ein Insektenhotel?

Ein Insektenhotel kann relativ leicht selbst gebaut werden. Geeignetes Material sind unbehandeltes Holz, Bambusrohre, hohle Pflanzenstängel oder Zapfen. Wichtig ist, dass die Niströhren unterschiedlich groß sind, um verschiedenen Insektenarten gerecht zu werden. Alternativ können fertige Insektenhotels in Baumärkten oder online erworben werden.

Die besten Standorte sind sonnig, windgeschützt und regengeschützt – perfekt also für einen Balkon. Wichtig ist, dass das Insektenhotel das ganze Jahr über unberührt bleibt, damit die Insekten in Ruhe nisten und überwintern können.

Klimaschutz durch Insektenhotels

Durch das Bereitstellen von Nistplätzen für Insekten fördert man die natürliche Bestäubung und stärkt so das lokale Ökosystem. Bestäubende Insekten tragen zur Gesundheit von Pflanzen bei, was wiederum die CO₂-Aufnahme und Sauerstoffproduktion unterstützt. Außerdem reduziert das Anlocken von Nützlingen den Bedarf an chemischen Pflanzenschutzmitteln, die oft Treibhausgase verursachen.

Ressourcenaufwand: Ein Insektenhotel kann fast ausschließlich aus Naturmaterialien und Abfallprodukten gebaut werden. Besonders umweltfreundlich ist es, wenn es aus Restholz oder anderen recycelten Materialien besteht. Wer ein fertiges Modell kauft, sollte auf zertifiziert nachhaltige Produkte achten.

3. Regenwassersammlung: Bewässerung ohne Verschwendung

Wasser ist eine kostbare Ressource, und gerade in Zeiten des Klimawandels wird das Sammeln und effiziente Nutzen von Regenwasser immer wichtiger. Auf dem Balkon kann Regenwasser mit kleinen Regentonnen oder Behältern gesammelt werden, um es später für die Bewässerung von Pflanzen zu nutzen.

Wie sammelt man Regenwasser auf dem Balkon?

Für kleine Balkone bieten sich spezielle Regenwassertanks an, die platzsparend aufgestellt werden können. Sie werden meist an die Regenrinne oder das Balkongeländer angeschlossen. Alternativ kann Regenwasser in flachen Behältern gesammelt werden, die strategisch platziert werden, um das herabfallende Wasser aufzufangen.

Es ist wichtig, das gesammelte Wasser vor Schmutz und Mückenlarven zu schützen. Dafür gibt es spezielle Filter oder Abdeckungen, die verhindern, dass Fremdkörper oder Insekten in den Behälter gelangen.

Klimaschutz durch Regenwassernutzung

Durch das Sammeln von Regenwasser lässt sich Trinkwasser einsparen, das sonst zur Bewässerung genutzt wird. Dies ist nicht nur ein Beitrag zum Ressourcenmanagement, sondern auch ein wichtiger Schritt, um den Energieverbrauch zu reduzieren, der bei der Aufbereitung und dem Transport von Trinkwasser anfällt.

Ressourcenaufwand: Die Anschaffung einer Regentonne oder eines speziellen Tanks ist eine kleine Investition, die sich jedoch schnell bezahlt macht. Der Ressourcenaufwand ist minimal, da Regenwasser kostenlos ist und keine zusätzliche Energie für den Transport oder die Aufbereitung benötigt wird.

Fazit: Mehr Grün für das Klima

Im zweiten Teil unserer Serie haben wir gezeigt, wie der Balkon durch einfache Maßnahmen zu einem klimafreundlichen Raum werden kann. Vertikale Gärten, Insektenhotels und die Regenwassersammlung tragen dazu bei, die Biodiversität zu fördern, Ressourcen zu schonen und den CO₂-Fußabdruck zu reduzieren. Diese Ansätze lassen sich einfach umsetzen und machen den Balkon zu einem aktiven Teil des Klimaschutzes.

Im dritten und letzten Teil unserer Serie werden wir uns mit weiteren innovativen Möglichkeiten beschäftigen, wie man den Balkon zu einem nachhaltigen und klimafreundlichen Lebensraum gestalten kann.

Klimaschutz am eigenen Balkon: Nachhaltigkeit im kleinen Maßstab

Foto: pixabay

Klimaschutz beginnt oft im Kleinen, und der eigene Balkon bietet eine fantastische Möglichkeit, aktiv zur Umweltbeobachtung und Nachhaltigkeit beizutragen. Mit dem Anbau von Lebensmitteln, der Nutzung von Balkonkraftwerken und der Einrichtung von Wurmkisten kann jeder von uns einen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten – und das direkt vor der Haustür.

1. Lebensmittelanbau auf dem Balkon

Der eigene Balkon kann sich in eine grüne Oase verwandeln, die nicht nur der Erholung dient, sondern auch der Produktion von Lebensmitteln. Balkongärten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, besonders in Städten, wo oft wenig Platz für traditionelle Gärten vorhanden ist. Selbst auf kleinstem Raum lassen sich Gemüse, Kräuter und sogar Obst anbauen. Urban Gardening fördert nicht nur die Selbstversorgung, sondern reduziert auch den ökologischen Fußabdruck, da lange Transportwege für Lebensmittel entfallen.

Welche Pflanzen eignen sich für den Balkon?

Kleinere Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika, Zucchini und Kräuter wie Basilikum, Rosmarin und Schnittlauch gedeihen gut in Töpfen und Kästen. Auch Beeren wie Erdbeeren oder Himbeeren können problemlos auf einem sonnigen Balkon wachsen.

Ressourcenaufwand: Der Anbau von Lebensmitteln auf dem Balkon erfordert natürlich Wasser und einige Materialien wie Töpfe, Erde und Dünger. Es ist wichtig, ressourcenschonend zu handeln, zum Beispiel durch das Sammeln von Regenwasser oder die Verwendung von organischem Dünger. Im Vergleich zu kommerziellen Lebensmitteln, die lange Transportwege zurücklegen, ist der Ressourcenaufwand jedoch deutlich geringer und nachhaltiger.

Vorteile für das Klima

Durch den Eigenanbau wird die Abhängigkeit von Supermärkten reduziert, die auf industrielle Landwirtschaft angewiesen sind – eine der Hauptquellen für Treibhausgase. Zudem fördert es die Biodiversität, da eine Vielzahl von Pflanzen Insekten und Vögeln Nahrung und Lebensraum bietet.

2. Balkonkraftwerke: Solarstrom vom eigenen Balkon

Ein Balkonkraftwerk, auch Mini-PV-Anlage genannt, ermöglicht es, den eigenen Strom zu erzeugen und so die Haushaltsenergie nachhaltiger zu gestalten. Diese kleinen Photovoltaikanlagen können an der Balkonbrüstung oder an der Wand montiert werden und tragen zur Reduzierung des eigenen CO₂-Fußabdrucks bei, indem sie Solarenergie nutzen.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Eine Mini-PV-Anlage besteht aus Solarmodulen und einem Wechselrichter, der die gewonnene Solarenergie in Strom für den Haushalt umwandelt. Dieser Strom kann direkt verbraucht oder ins Netz eingespeist werden, je nach Verbrauch und Kapazität.

Ressourcenaufwand: Die Anschaffung einer solchen Anlage ist mit Kosten verbunden (zwischen 300 und 1.000 Euro), und es wird etwas technisches Verständnis für die Installation benötigt. Auch wenn die Produktion und Entsorgung von Solarmodulen Ressourcen erfordert, ist der langfristige Nutzen in Bezug auf Energieeinsparung und Klimaschutz erheblich. Balkonkraftwerke amortisieren sich oft schon nach einigen Jahren und tragen dann langfristig zur Reduzierung der Stromkosten und des CO₂-Ausstoßes bei.

Vorteile für das Klima

Da herkömmlicher Strom oft aus fossilen Brennstoffen stammt, hilft die Nutzung von Sonnenenergie durch Balkonkraftwerke, den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen. Dies führt zu einer Reduzierung des Treibhausgasausstoßes, da weniger fossile Brennstoffe verbrannt werden müssen.

3. Wurmkisten: Kompostierung auf dem Balkon

Eine Wurmkiste ermöglicht es, Bioabfälle direkt auf dem Balkon zu kompostieren. Kompostwürmer zersetzen organische Abfälle wie Obst- und Gemüsereste und verwandeln sie in wertvollen Humus, der wiederum für den Pflanzenanbau verwendet werden kann. Dieses Kreislaufsystem spart Abfall und fördert eine nachhaltige Nährstoffversorgung.

Wie funktioniert eine Wurmkiste?

Eine Wurmkiste besteht aus mehreren Schichten, in denen die Würmer leben und die Abfälle zersetzen. Sie ist relativ platzsparend und kann auch auf kleinen Balkonen untergebracht werden. Wichtig ist, dass die Abfälle regelmäßig hinzugefügt werden und die Feuchtigkeit in der Kiste kontrolliert wird, damit die Würmer optimal arbeiten können.

Ressourcenaufwand: Der Start einer Wurmkiste erfordert die Anschaffung von Kompostwürmern (ca. 30 Euro) und die Einrichtung der Kiste. Der Aufwand an Zeit und Pflege ist jedoch gering, und der langfristige Nutzen durch die Vermeidung von Abfällen und die Erzeugung von nährstoffreichem Kompost überwiegt.

Vorteile für das Klima

Durch die Kompostierung auf dem Balkon wird die Menge an Haushaltsabfällen deutlich reduziert. Bioabfälle, die sonst in Müllverbrennungsanlagen landen, setzen dort CO₂ und Methan frei. Durch das Kompostieren zu Hause werden diese Emissionen vermieden. Zudem spart man sich den Kauf von industriellem Dünger, der oft unter hohem Energieaufwand hergestellt wird.

Fazit: Nachhaltigkeit im Alltag leicht gemacht

Klimaschutz beginnt im Kleinen, und der eigene Balkon bietet zahlreiche Möglichkeiten, um einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten. Ob durch den Anbau von Lebensmitteln, die Installation eines Balkonkraftwerks oder die Kompostierung mit einer Wurmkiste – jeder Schritt zählt. Diese Maßnahmen reduzieren den Ressourcenverbrauch, fördern die Biodiversität und tragen aktiv zur Verringerung von Treibhausgasemissionen bei.

Wichtig ist, dass Nachhaltigkeit nicht bedeutet, dass große Investitionen oder enormer Aufwand nötig sind. Selbst kleine Schritte wie das Pflanzen von Kräutern oder die Kompostierung von Bioabfällen machen einen Unterschied. Zusammen können wir so den Klimaschutz in unseren Alltag integrieren – Schritt für Schritt.

Mit diesen Tipps und Anregungen können auch kleine Flächen wie Balkone einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz leisten.

Vandana Shiva: Eine Pionierin für Biodiversität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit

Vandana Shiva: Eine Pionierin für Biodiversität, Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit

Vandana Shiva im Januar 2020. Foto: Stephan Röhl

Vandana Shiva, eine weltweit bekannte indische Umweltaktivistin, Wissenschaftlerin und Autorin, hat seit Jahrzehnten den Kampf für Biodiversität, nachhaltige Landwirtschaft und soziale Gerechtigkeit geprägt. Ihr Name ist untrennbar mit der globalen Bewegung für Ernährungssouveränität, den Widerstand gegen die Patentierung von Saatgut und die Verteidigung der Rechte von Kleinbauern verbunden. Shiva hat nicht nur gegen die Dominanz großer Agrarkonzerne wie Monsanto gekämpft, sondern auch eine tiefere Verbindung zwischen Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und traditionellem Wissen aufgezeigt.

Von der Wissenschaft zur Aktivistin: Vandana Shivas Werdegang

Vandana Shiva wurde 1952 in Dehradun, Indien, geboren. Ihr akademischer Hintergrund ist beeindruckend: Shiva promovierte in den 1970er Jahren in Physik mit einer Arbeit zur Quantenmechanik. Trotz ihres wissenschaftlichen Werdegangs wurde sie zunehmend in Fragen der Landwirtschaft und der Umweltpolitik involviert, da sie in ihrer Heimat die tiefgreifenden negativen Auswirkungen der Grünen Revolution beobachtete. Diese Bewegung hatte zwar kurzfristig die Nahrungsmittelproduktion in Indien gesteigert, führte jedoch langfristig zu schweren Umweltschäden, dem Verlust von Biodiversität und der Verschuldung von Bauern.

In den 1980er Jahren begann Shiva, sich intensiv mit den ökologischen und sozialen Folgen der industrialisierten Landwirtschaft auseinanderzusetzen. Diese Beschäftigung führte sie zu ihrem lebenslangen Engagement für den Schutz der Artenvielfalt und die Rechte von Bauern.

Navdanya: Der Kampf für Saatgut und Biodiversität

Im Jahr 1991 gründete Vandana Shiva die Organisation Navdanya, was so viel wie „Neun Samen“ bedeutet. Navdanya setzt sich für die Erhaltung der Biodiversität, die Wiederbelebung traditioneller landwirtschaftlicher Praktiken und die Rechte der Bauern in Indien ein. Ein zentrales Ziel der Bewegung ist es, unabhängige Saatgutbanken aufzubauen und die Abhängigkeit der Bauern von multinationalen Agrarkonzernen zu beenden, die Patente auf gentechnisch verändertes Saatgut beanspruchen.

Durch die Gründung von Navdanya hat Shiva Tausende von Bauern in Indien unterstützt und ihnen geholfen, nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu übernehmen, die nicht auf chemischen Düngemitteln und Pestiziden basieren. Die Organisation fördert den Anbau von lokal angepassten und ökologischen Sorten, die besser an die Umweltbedingungen vor Ort angepasst sind und die natürliche Vielfalt fördern.

Der Widerstand gegen die Patentierung von Saatgut

Vandana Shiva ist weltweit für ihren entschiedenen Widerstand gegen die Patentierung von Saatgut bekannt. Sie argumentiert, dass Saatgut das gemeinsame Erbe der Menschheit ist und nicht durch Unternehmen wie Monsanto oder andere multinationale Konzerne patentiert werden sollte. Ihrer Meinung nach bedrohen diese Patente nicht nur die Biodiversität, sondern auch die Existenzgrundlage von Millionen von Bauern, die seit Generationen Saatgut aufbewahren und weitergeben.

In ihrem Buch “Biopiracy: The Plunder of Nature and Knowledge” (1997) kritisiert Shiva, wie westliche Unternehmen traditionelles Wissen und genetische Ressourcen aus Ländern des globalen Südens kommerziell ausbeuten. Sie nennt diese Praxis „Biopiraterie“ und zeigt auf, wie Konzerne Patente auf Pflanzen und Heilmittel anmelden, die seit Jahrhunderten in lokalen Gemeinschaften verwendet werden. Diese Praxis verlagert die Kontrolle über landwirtschaftliche Ressourcen von den lokalen Gemeinschaften hin zu den großen Agrarkonzernen.

Shiva argumentiert, dass die industrielle Landwirtschaft nicht nur ökologisch zerstörerisch ist, sondern auch soziale Ungerechtigkeit schafft. Sie stellt fest, dass durch den Verlust der Saatgutvielfalt und den Einsatz von Monokulturen Bauern abhängig von teurem, patentiertem Saatgut und Chemikalien werden, was sie in finanzielle Not bringt. In Ländern wie Indien führte dies zu einer hohen Anzahl von Bauernselbstmorden, die aufgrund der Verschuldung keinen Ausweg sahen.

Vandana Shiva und der Ökofeminismus

Ein weiterer zentraler Aspekt von Shivas Arbeit ist ihre Verbindung von Umweltschutz und Feminismus. In ihrem Buch “Staying Alive: Women, Ecology and Development” (1988) argumentiert Shiva, dass es einen engen Zusammenhang zwischen der Unterdrückung von Frauen und der Ausbeutung der Natur gibt. Sie entwickelt die Idee des Ökofeminismus, einer Denkrichtung, die die patriarchalen Strukturen sowohl in der Umweltzerstörung als auch in der sozialen Ungerechtigkeit kritisiert.

Frauen, insbesondere in ländlichen Gebieten, sind häufig die Hauptleidtragenden von Umweltzerstörung und Ressourcenraubbau. Sie sind oft für die Nahrungsmittelproduktion und die Sicherstellung von Wasser und Brennholz verantwortlich. Wenn Böden erodieren, Wasser knapp wird und Wälder abgeholzt werden, sind Frauen besonders betroffen. Shiva betont, dass Frauen auch die Hüterinnen des traditionellen Wissens sind und eine Schlüsselrolle in der Erhaltung der Biodiversität und der Pflege der Erde spielen.

Kritische Auseinandersetzung mit der Grünen Revolution

In ihrem Buch “The Violence of the Green Revolution” (1991) geht Vandana Shiva auf die negativen Folgen der Grünen Revolution in Indien ein. Während die Einführung von hoch ertragreichen Getreidesorten in den 1960er Jahren kurzfristig zu einem Anstieg der Nahrungsmittelproduktion führte, hatte sie langfristig schädliche Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft.

Die intensive Nutzung von chemischen Düngemitteln und Pestiziden führte zu Bodenverschlechterung, Wasserknappheit und einem Rückgang der Artenvielfalt. Auch der Anbau von Monokulturen trug dazu bei, dass traditionelle und widerstandsfähige Pflanzensorten verloren gingen. Shiva zeigt auf, wie diese Entwicklungen das Leben der Bauern verschlechterten und die lokale Landwirtschaft in die Abhängigkeit von externen Inputs brachten.

Globaler Einfluss: Wer von Vandana Shiva inspiriert wurde

Vandana Shivas Arbeit hat weltweit große Resonanz gefunden und zahlreiche Organisationen, Bewegungen und Einzelpersonen beeinflusst. Zu den bedeutendsten gehören:

  • La Via Campesina, eine globale Bewegung von Kleinbauern, die für Ernährungssouveränität und die Rechte der Landwirte kämpft. Shivas Visionen einer bäuerlichen, nachhaltigen Landwirtschaft sind zentral für die Arbeit dieser Bewegung.
  • Die Slow Food Bewegung, die sich für die Erhaltung traditioneller Lebensmittel und eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzt, wurde ebenfalls von Shivas Ideen zur Biodiversität und zu agrarökologischen Praktiken inspiriert.
  • Food and Water Watch, eine in den USA ansässige NGO, setzt sich für den Schutz von Nahrungsmitteln, Wasser und natürlichen Ressourcen ein und wurde stark von Shivas Arbeit beeinflusst, insbesondere im Bereich der Rechte von Bauern.

Vandana Shiva in Dokumentationen und Filmen

Vandana Shivas Leben und Arbeit wurden auch in mehreren Dokumentarfilmen thematisiert, die ihre Kämpfe und Erfolge weltweit einem breiten Publikum zugänglich gemacht haben:

  • “The Seeds of Vandana Shiva” (2021): Diese Dokumentation zeichnet ihren Weg von der Wissenschaftlerin zur globalen Aktivistin nach und zeigt ihre Kämpfe gegen die industrielle Landwirtschaft.
  • “Bullshit” (2005): Ein kritischer Film, der Shivas Arbeit gegen Biopiraterie und gentechnisch verändertes Saatgut darstellt.
  • “Dirt! The Movie” (2009): In dieser Dokumentation spricht Shiva über die Bedeutung von gesunden Böden und ökologischer Landwirtschaft.

Fazit: Vandana Shivas Vision einer nachhaltigen Zukunft

Vandana Shivas Lebenswerk steht im Zeichen der Verteidigung von Biodiversität, der Rechte der Bauern und der Verbindung von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Sie fordert eine radikale Abkehr von der industrialisierten Landwirtschaft und die Rückkehr zu agrarökologischen, nachhaltigen Praktiken, die sowohl die Umwelt schützen als auch den Menschen zugutekommen.

Durch ihre Schriften, Vorträge und Kampagnen hat sie das Bewusstsein für die Gefahren der Patentierung von Saatgut und die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft geschärft. Sie bleibt eine unermüdliche Kämpferin für die Rechte von Bauern und Frauen weltweit und inspiriert zahlreiche Bewegungen, die sich für eine nachhaltige und gerechte Zukunft einsetzen.

 

Für weiterführende Informationen über Vandana Shivas Arbeit und Engagement kannst du die Website von Navdanya besuchen und mehr über ihre zahlreichen Bücher und Filme erfahren, die tiefere Einblicke in ihre Vision und ihren Einsatz für eine lebenswerte Welt geben.

Klimakrise und Gerechtigkeit: Wer trägt die Verantwortung und wer leidet am meisten?

Die Klimakrise ist längst mehr als nur ein Umweltproblem – sie ist eine Frage der globalen Gerechtigkeit. Während die Erderwärmung weltweit Menschen betrifft, sind die Auswirkungen auf die verschiedenen Regionen der Erde extrem ungleich verteilt. Die Industrienationen des Globalen Nordens, die historisch die Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen sind, erleben die Folgen des Klimawandels in einem deutlich geringeren Ausmaß als die ärmeren Länder des Globalen Südens. Diese Ungleichheit wirft zentrale Fragen zu Verantwortung und Gerechtigkeit auf und erfordert dringend politische Lösungen.

Wer trägt die Hauptverantwortung?

Die Industrienationen, insbesondere die USA, Europa und China, haben seit der Industrialisierung massiv zu den globalen CO₂-Emissionen beigetragen. Durch ihren übermäßigen Konsum von fossilen Brennstoffen und die damit verbundene Wirtschaftsweise sind diese Länder für einen Großteil des historischen Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich. Laut aktuellen Berichten haben die 20 reichsten Länder der Welt etwa 80 % der globalen Emissionen verursacht. Diese Länder haben über Jahrzehnte vom industriellen Wachstum profitiert, während sie die Umwelt stark belasteten.

Doch auch die Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien rücken zunehmend in den Fokus. Diese Länder haben in den letzten Jahrzehnten einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt und sind heute bedeutende Emittenten von Treibhausgasen. Gleichzeitig argumentieren sie, dass ihre Pro-Kopf-Emissionen immer noch weit unter denen der Industrieländer liegen und dass sie ein Recht auf Entwicklung haben, um Armut zu bekämpfen und den Lebensstandard ihrer Bevölkerung zu erhöhen. Dies wirft die Frage auf, wie die Verantwortung für die Bekämpfung des Klimawandels fair verteilt werden kann.

Wer ist am stärksten betroffen?

Der Globale Süden, zu dem viele Entwicklungsländer in Afrika, Asien und Lateinamerika gehören, ist am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen – obwohl diese Länder am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben. Länder wie Bangladesch, die Philippinen oder Staaten im Sahel sind durch den Anstieg des Meeresspiegels, zunehmende Dürren, Überschwemmungen und extreme Wetterereignisse besonders gefährdet. Diese Umweltveränderungen zerstören landwirtschaftliche Flächen, machen Menschen obdachlos und führen zu Ernährungsunsicherheit und Armut.

Besonders verletzliche Bevölkerungsgruppen wie indigene Völker, Landarbeiter

und Menschen in informellen Siedlungen sind durch die sozialen und ökonomischen Folgen des Klimawandels gefährdet. Sie haben weniger Mittel, um sich an die veränderten Umweltbedingungen anzupassen, und stehen häufig ohne ausreichende staatliche Unterstützung da. Die Klimakrise verschärft bestehende soziale Ungleichheiten, indem sie die Ärmsten der Welt am härtesten trifft.

Die Rolle der Schwellenländer

Die Schwellenländer befinden sich in einer schwierigen Lage. Einerseits spielen sie eine immer größere Rolle bei den globalen Emissionen, andererseits fordern sie berechtigterweise ihr Recht auf Entwicklung ein. Länder wie China und Indien argumentieren, dass sie noch lange nicht den Lebensstandard der westlichen Welt erreicht haben und dass ihre Priorität weiterhin darin besteht, ihre Bevölkerung aus der Armut zu befreien. Doch ihre steigenden Emissionen verschärfen die Klimakrise, was den Druck auf diese Länder erhöht, umweltfreundlichere Lösungen zu finden.

China, der weltweit größte CO₂-Emittent, investiert zwar stark in erneuerbare Energien, ist aber auch nach wie vor abhängig von Kohle. Ähnlich zeigt Indien Fortschritte im Ausbau von Solarenergie, doch die wirtschaftliche Entwicklung bleibt stark von fossilen Brennstoffen abhängig. Die Frage, wie diese Länder ihren ökonomischen Aufstieg klimafreundlich gestalten können, steht im Zentrum der Debatte um Klimagerechtigkeit.

Globale Klimagerechtigkeit: Eine Frage der Fairness

Der Begriff Klimagerechtigkeit bezieht sich auf die gerechte Verteilung der Lasten und Verantwortlichkeiten im Kampf gegen den Klimawandel. Es geht dabei um die Anerkennung der historischen Verantwortung der Industrieländer und die Unterstützung derjenigen Länder, die am stärksten unter den Folgen leiden. Ein zentrales Prinzip der Klimagerechtigkeit ist das „Verursacherprinzip“, nach dem die Länder, die am meisten zur Klimakrise beigetragen haben, auch die Verantwortung tragen sollten, den größten Teil der Kosten zu übernehmen.

Internationale Abkommen wie das Pariser Klimaabkommen von 2015 haben versucht, diese Ungerechtigkeit zu adressieren, indem sie die Industrieländer dazu verpflichten, finanzielle und technologische Unterstützung für die Entwicklungsländer bereitzustellen. Im Rahmen des „Green Climate Fund“ sollen jährlich 100 Milliarden US-Dollar bereitgestellt werden, um den Globalen Süden bei der Anpassung an den Klimawandel und der Reduzierung von Emissionen zu unterstützen. Doch bisher wurde dieses Versprechen nur unzureichend erfüllt, und viele Entwicklungsländer sind weiterhin stark unterfinanziert.

Politische Lösungsansätze: Was muss passieren?

Um eine gerechte Lösung der Klimakrise zu finden, sind umfassende politische Maßnahmen erforderlich. Dazu gehören:

  1. Internationale Zusammenarbeit: Eine stärkere Unterstützung des Globalen Südens durch finanzielle Hilfen und Technologietransfers ist entscheidend. Industrieländer müssen ihre Zusagen im Rahmen des Green Climate Fund einhalten und langfristige Finanzierungslösungen für Anpassungsmaßnahmen anbieten.
  2. Fairer Wandel in Schwellenländern: Schwellenländer müssen nachhaltige Entwicklungswege finden, die den Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien fördern. Gleichzeitig müssen diese Länder die Möglichkeit haben, ihre sozialen und wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen, ohne ihre Bevölkerung zu benachteiligen.
  3. Klimagerechtigkeit im Fokus: Internationale Klimaverhandlungen müssen die Stimmen der ärmsten und verletzlichsten Länder stärker einbeziehen. Klimagerechtigkeit bedeutet, dass die Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, bei der Bewältigung ihrer Folgen unterstützt werden.
  4. Nachhaltiger Konsum im Globalen Norden: Die Industrieländer müssen ihren ökologischen Fußabdruck verringern und auf nachhaltige Produktions- und Konsummuster umstellen, um die Emissionen global zu senken.

Fazit

Die Klimakrise ist eine Gerechtigkeitskrise. Während der Globale Norden historisch für den Großteil der Emissionen verantwortlich ist, leidet der Globale Süden unverhältnismäßig stark unter den Folgen. Schwellenländer stehen vor der Herausforderung, eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen, während sie gleichzeitig den Klimaschutz vorantreiben müssen. Klimagerechtigkeit erfordert eine gemeinsame Anstrengung, bei der die Hauptverursacher ihre Verantwortung übernehmen und die am meisten Betroffenen Unterstützung erhalten.

Müll

Eine Kreislaufwirtschaft der Zukunft

Ich möchte diesem Text einen Imperativ voranstellen. Wir leben in einer Zeit der Bewusstwerdung: Wir haben nur diesen einen gemeinsamen Planeten mit begrenzten Ressourcen. All unser Handeln hat ein Einfluss auf die Ökosysteme und das Klima. Der Schaden, den wir im Moment anrichten (Stichworte: Raubbau an der Natur und CO2-Fußabdruck), kann im schlimmsten Fall nicht nur alle Menschen im Jetzt betreffen, sondern auch künftige Generationen. Deshalb müssen wir endlich verstärkt beginnen, in Grenzen und Kreisläufen zu denken, und auch nur das produzieren, das wir auch wirklich brauchen! 

Grundkonzepte

Eine moderne Abfall- und Kreislaufwirtschaft greift diesen Gedanken auf und orientiert sich an den Fünf Grundregeln der Nachhaltigen Entwicklung. Wenn erneuerbare Ressourcen nur noch in dem Umfang verbraucht werden dürfen, wie sie sich regenerieren können (Regenerationsregel), und nicht erneuerbare in dem Umfang, wie sie durch erneuerbare ersetzt werden können (Substitutionsregel), dann verwandelt sich Raubbau in zukunftsorientiertes Handeln. Gleichzeitig darf die Abgabe von problematischen Stoffen in Luft, Wasser, Boden die Regenerations- und Selbstreinigungsfähigkeit der jeweiligen Biome nicht überfordern (Schadstoffregel). Jede Veränderung, jede Belastung muss das zeitliche Anpassungsvermögen mit einbeziehen (Zeitregel), damit natürliche Kreisläufe nicht zu kippen beginnen. Die Risikoregel besagt, dass die menschliche Gesundheit durch Umweltbelastungen nicht gefährdet werden darf. Ich würde dieses Prinzip – so weit möglich – gerne auf sämtliches Leben auf diesem Planeten ausdehnen. [1]

Gemälde von Lord Palmerston

Henry John Temple, 3rd Viscount Palmerston (1784-1865), britische National Portrait Galery

Die Klassische Abfallwirtschaft hat versucht die Probleme zu lösen, die Abfall verursacht. Ihr modernes Gegenstück versteht Abfall als Wertstoff, der bestmöglich in den Produktionskreislauf zurückgeführt werden muss. Oder wie schon Lord Palmerston sagte: “[…] dirt is only matter in the wrong place”. Österreich bewegt sich dabei im Rahmen nationaler und europäischer Gesetzestexte. [2] 

Das novellierte Abfallwirtschaftsgesetz [3] sieht eine fünfstufige Hierarchie für die Behandlung von Abfällen vor: beginnend bei Vermeidung, über Wiederverwendung und Recycling, bis hin zur möglichst zu vermeidenden Verwertung und Beseitigung. 

Deponiert (Beseitigung) werden nur mehr Abfälle mit weniger als 5% Kohlenstoff: überwiegend Problemstoffe, Bauaushub und Verbrennungsrückstände. Organischer Abfall wird recycelt, downcycelt, kompostiert oder zumindest thermisch verwertet. Was wiederverwendet wird, muss nicht (sofort) recycelt werden – so ist zum Beispiel der Altwarenmarkt (Secondhandmarkt) der Wiener MA48 zu verstehen. Noch besser ist natürlich Abfall, der nie entsteht, unabhängig davon, ob der Grund der Vermeidung nun Konsumverzicht oder ressourcensparendes Design ist. 

Aber egal wie ausgefeilt ein Konzept zur Abfallbehandlung ist, es steht und fällt mit den Menschen, die diesen Abfall produzieren. Deshalb ist Bildung so auch zentral: Die Menschen müssen den Zweck des gerade in Grundzügen Beschriebenen verstehen. Dazu bedarf es bereits einer schulischen Aufklärung über den Sinn einer geordneten Abfallwirtschaft und eines Basiswissens in Ressourcenschonung und Abfalltrennung. 

Metallrad

Das Metallrad, der Treiber der Circular Economy (Reuter et al. 2019) | CC-BY-SA-4.0

Müll braucht Markt

Eine moderne Abfall- und Kreislaufwirtschaft kann nur funktionieren, wenn es für die Sekundärrohstoffe auch gesicherte Vermarktungswege gibt. Hier hilft eine Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche: Pull-Effekte entstehen durch Förderung des Recyclingmarkts (Erleichterungen bei Zöllen, Steuern oder durch Subventionen), Push-Effekte durch Verpflichtungen der Hersteller zur Sicherstellung eines Recyclings ihrer Produkte. Ein Freikaufen der Firmen von dieser Pflicht ist dabei nicht unbedingt nachteilig, weil dann Spezialisten einspringen, die das potentiell viel effizienter und großflächiger hinbekommen. 

Apropos Vermarktung: Lokale Abnehmerstrukturen sind eine zentrale Stütze für die Kreislaufwirtschaft. Mit der gesicherten Bereitstellung von hochwertigen Sekundärrohstoffen profitieren auch industrielle Abnehmer, die durch Anpassung ihrer Produktionsprozesse die Kreislaufwirtschaft erst möglich machen, weil sich dort der (technische) Kreis schließen kann. [4]

Ohne Sortierung keine Kreislauffähigkeit

PET-Flaschen

Recycling von Pet-Flaschen, Foto: Martin Abegglen, CC BY-SA 2.0

Damit Abfall wieder hochwertiger Rohstoff werden kann, ist Sortenreinheit erstes Gebot. Im Rest- und Recyclingmüll landen z.B. hunderte verschiedene Arten von Kunststoffen. Wiedereinschmelzen lassen sich davon nur Thermoplaste. Elastomere und Duroplaste aufgrund ihrer spezifischen Gitterstruktur leider nicht. Vielfach verwendete Thermoplaste wie PET, PP, PE, PS oder PVC haben zudem Schmelzpunkte die stark variieren, nämlich zwischen 90°C und 210°C. Ein Kunststoffgemisch kann deshalb nur zu sehr bescheidenen Produkten verarbeitet werden (Downcycling) oder landet gleich in der thermischen Verwertung. 

Wenn zum Beispiel eine Einweg-PET-Flasche wieder zu einer neuen werden soll [5], dann geht es nicht ohne etwas Mühe im Vorfeld. Das wäre einerseits Disziplin bei Sammeln und Einwerfen der alten Verpackungen in die richtigen Recyclingtonnen – eine Sammelinfrastruktur, die smart mit den Verwertungsbetrieben zusammenarbeitet vorausgesetzt – oder andererseits eine aufwendige Aufbereitung und Sortierung des nicht so sauber getrennten Abfalls (manuelles Aussortieren, sensorgesteuerte Auslese, Schwimm-Sink-Verfahren usw). 

Und wenn dann schließlich der Kunststoff sortenrein als PET(-Flasche) vorliegt, dann folgt gleich die nächste Herausforderung: die Sortierung nach Farben. Weil nur farbloses PET kann wieder zu klaren Flaschen verarbeitet werden. Ist die Flasche grün oder blau, dann ist nur mehr die gleiche Farbe oder ein Downcycling entsprechend subtraktiver Farbmischung möglich. An dieser Stelle zeigt sich abermals, wie nachhaltig beim Design der PET-Flasche gedacht wurde. 

Ein paar Worte zum Schluss

Und hier wären wir wieder bei den einleitenden Gedanken dieses Essays: Denken in Grenzen, Denken in Kreisläufen und die Bereitschaft zu Verzicht auf umwelt- und klimasündiges Handeln, auch wenn es liebgewonnene Gewohnheiten betrifft. Als kleine Visualisierungshilfe empfehle ich hierfür Kate Raworths Doughnut Economics.

Doughnut Economics

Ein neues Verständnis für zirkulärer Ökonomie: Denken in Grenzen und Grundbedürfnissen. Doughnut Economics. Kate Raworth, CC-BY-SA-4.0

1 Die Managementregeln der Nachhaltigkeit wurden erstmals 1990 vom Ökonomen Herman Daly formuliert. Die überarbeiteten fünf, hier verwendeten Umweltregeln stammen von der zweiten Enquete-Kommission (1994-98) des Deutschen Bundestags.

2 Österreichische Verpackungsverordnung 2014 (BGBl. II Nr. 184/2014), Thematische Strategie für Abfallvermeidung und -recycling (KOM(2005) 666 endgültig)Europäische Abfallrahmenrichtlinie 2008 (Richtlinie 2008/98/EG) und weitere.

3 Änderung des Abfallwirtschaftsgesetzes 2002 (AWG-Novelle 2010, BGBl. I Nr. 9/2011)

4 Eine moderne Abfallwirtschaft- Wege und Ziel. German Recycling Technologies and Waste Management Partnership e.V. Berlin, 2018. https://www.retech-germany.net

5 In Österreich stellen u.a. rePET (Vöslauer) oder PET to PET (Coca-Cola) 100-prozentiges PET-Recyklat her.