Eine persönliche Geschichte

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Ich bin in einer Familie aufgewachsen, die viel Zeit draußen verbrachte – im Wald, am Berg, an Seen. An den Wochenenden waren wir wandern im Hausruck oder Salzkammergut, sammelten Heidelbeeren im Wald, Preiselbeeren in den Höhenlagen und badeten in klaren Seen. Ich erinnere mich an dieses Gefühl intensiver Naturerfahrung: barfuß durch feuchtes Moos, Gänsehaut und blaue Lippen, weil ich viel zu lange im kalten Wasser geblieben war.

Aber ich erinnere mich auch daran, wie plötzlich alles anders war. Nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl durfte man keine Pilze mehr essen. Warnungen vor verstrahlten Böden wie auf den Kinderspielplätzen gehörten zum Alltag. Das Ozonloch und der damit verbundene Kampf um FCKW-freie Spraydosen und Kühlschränke prägten meine Kindheit. Ebenso wie das Waldsterben, das in den Medien und den Klassenzimmern besprochen wurde.

Damals entstand bei mir eine leise, aber nachhaltige Ahnung davon, dass Umweltschutz nicht nur ein Thema für Erwachsene ist, sondern uns alle betrifft.

Wenn Effizienz nicht genügt

Die Ausbildung in der Maschinenbau-HTL in Vöcklabruck lehrte mich einen rationalen Blick auf die Welt: Dinge müssen messbar sein und die Arbeit eines Ingenieurs präzise und lösungsorientiert. Ich lernte, wie man Kräfte berechnet, Lager auslegt, Energie überträgt. Später, in der Anlagenplanung bei Hertwich Engineering, arbeitete ich an Industrieöfen für das Aluminiumrecycling. Dort wurde mir klar, wie entscheidend es ist, Umweltaspekte von Anfang an mitzudenken: Konzepte zur Vermeidung von Dioxinen und Stickoxiden, Wärmerückgewinnung. Technik darf nicht das Problem, sondern muss von Anfang an Teil der Lösung sein.

Wie es ist, bei Hertwich Engineering zu arbeiten

Das Tüfteln, das Entwickeln, das Lösen technischer Problemstellungen hat mir immer Freude bereitet. Doch mit der Zeit fehlte mir zunehmend die menschliche Komponente. Ich stellte mir die Frage: Für wen mache ich das eigentlich? Diene ich Menschen, der Gesellschaft – oder in erster Linie großen Konzernen, die durch meine Entwicklungen im Bereich Automatisierung Arbeitsplätze abbauen? In einer zunehmend konsolidierten Industrie wurde mir klar: Mir fehlt der direkte, sinnstiftende Beitrag.

Menschen, Medien, Perspektivenwechsel

Ich entschied mich für einen radikalen Schritt: ein Studium der Kultur- und Sozialanthropologie. Nicht, weil ich der Technik den Rücken kehren wollte, sondern weil ich verstehen wollte, wie Menschen denken, handeln, kommunizieren. Ich gründete mit Gleichgesinnten eine Zeitschrift, die Paradigmata, später kamen die Medien Fernsehen und Video dazu. Bei AfrikaTV lernte ich, wie wichtig Perspektivwechsel sind – nicht nur geografisch, sondern auch sozial und kulturell.

Ich schrieb Exposés und Drehbücher für Kindersendungen – unter anderem für Thomas Brezina – und erkannte, wie erfüllend es ist, komplexe Inhalte so aufzubereiten, dass sie eine Zielgruppe wirklich erreichen. In diesem Fall: junge Menschen – neugierig, offen und bereit, etwas zu verstehen und für sich weiterzudenken.

Jede Woche gab es ein anderes, spannendes Thema: Die Wissenssendung „Genau so geht’s!“ im ORF

Zwischen Agenturtexten und echtem Inhalt

Als Texter in einer Agentur verfasste ich Pressetexte und Kampagneninhalte – für Energieversorger, Start-ups aber auch die Lebensmittelindustrie. Einige dieser Projekte waren inhaltlich spannend, andere wiederum fühlten sich falsch an: Greenwashing, leere Versprechen, Halbwahrheiten.

Besonders inspiriert haben mich jedoch Interviews mit Pionier:innen der Energiewende und Nachhaltigkeit, die ich im Auftrag eines Energieunternehmens führen durfte. Menschen, die mit Ideen, Mut und Ausdauer tatsächlich etwas verändern – für ihre Region, ihr Unternehmen und die Gesellschaft.

Nachhaltigkeit – endlich konsequent gedacht

Diese Begegnungen haben mich geprägt. Ich wollte nicht länger an der Oberfläche kommunizieren, sondern tiefer graben. Ich schloss eine Ausbildung in Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeitsmanagement ab. Ich lernte, wie Systeme zusammenhängen – und wie viel Wissen oft ungenutzt bleibt, weil es zu komplex, zu abstrakt oder zu trocken vermittelt wird.

Deshalb begann ich zu bloggen: feiwa.at ist meine Art, die Dinge zu verbinden. Technik und Umwelt, Journalismus und Fakten, Haltung und Lesbarkeit. Ich schreibe über KI im Klimaschutz, über Förderprogramme, über die Zukunft der Energie – aber auch über das ganz Grundsätzliche: Warum wir überhaupt etwas ändern müssen. Und wie.

Zurück zu Adam und Eva

Am Horizont meiner Kindheit ragten zwei Windräder auf: Adam und Eva, zwei der ältesten Windkraftanlagen Österreichs. Ich hatte nie direkt etwas mit ihrem Bau zu tun, aber sie waren immer da. Und irgendwie haben sie meine Sicht auf Technik geprägt: als stille Riesen, als Zeichen für Fortschritt – aber auch als Erinnerung daran, dass jede technische Entscheidung auch eine gesellschaftliche ist.

Dass Adam 2019 generalüberholt wurde und heute noch immer Strom erzeugt, freut mich aufrichtig. Es zeigt, dass Technik langlebig, verantwortungsvoll und anpassbar sein kann – wenn wir das nur wollen.

Die Generalüberholung von Adam, 2019

Und jetzt?

Ich glaube nicht an einfache Lösungen, aber ich glaube an sinnvolle Verbindungen. Zwischen Disziplinen. Zwischen Menschen. Zwischen Worten und Wirklichkeiten.

Was mich antreibt, ist der Wunsch, Wandel mitzugestalten – mit Fakten, mit Geschichten und mit einem klaren Blick für das, was technisch möglich, gesellschaftlich nötig und kommunikativ wirksam ist.