Mut zur Veränderung: Wangari Maathai – Die Mutter der Bäume

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In einer Welt, die sich mit beispiellosen ökologischen Herausforderungen konfrontiert sieht, sind mutige Individuen und ihre visionären Ansätze entscheidend für den Wandel. Inspirierende Persönlichkeiten wie Friedrich Hinterberger, Helga Kromp-Kolb, Tony Rinaudo und Wangari Maathai zeigen, wie persönliches Engagement und innovative Ideen zu nachhaltigen Lösungen führen können. Ihre Geschichten sind Zeugnisse dafür, dass jeder Einzelne die Kraft besitzt, bedeutende Veränderungen herbeizuführen und eine positive Zukunft für unseren Planeten zu gestalten.

Friedrich Hinterberger, ein Pionier für nachhaltige Wirtschaftsmodelle und Klimaökonomie, hat durch seine Arbeit gezeigt, wie eine umweltfreundlichere Wirtschaft möglich ist. Helga Kromp-Kolb, eine führende Klimaforscherin, hat mit ihrer unermüdlichen Arbeit das Bewusstsein für den Klimawandel geschärft und Wege zu einer nachhaltigen Zukunft aufgezeigt. Tony Rinaudo, bekannt als „Waldmacher“, hat durch seine Wiederaufforstungsprojekte in Äthiopien Millionen von Hektar Land wieder fruchtbar gemacht und damit Lebensgrundlagen für viele Menschen geschaffen.

Diese inspirierenden Geschichten von Entschlossenheit und Mut verdeutlichen, dass die Herausforderungen des Klimawandels durch gemeinsames Handeln und innovative Ansätze bewältigt werden können. In dieser Serie von Artikeln werfen wir einen genaueren Blick auf die Menschen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer Vision den Klimaschutz vorantreiben. In diesem Artikel möchten wir euch Wangari Maathai vorstellen, eine außergewöhnliche Frau, die als „Mutter der Bäume“ bekannt wurde und durch ihre Arbeit Millionen von Menschen inspiriert hat.

Nairobi 2008. Foto: meaduva/flickr, CC BY-ND 2.0

Wangari Maathai: Die Mutter der Bäume

Wer war Wangari Maathai? Kenianische Aktivistin und Friedensnobelpreisträgerin, bekannt als „Mutter der Bäume“. Sie setzte sich nicht nur für Umweltthemen ein, sondern auch für die Stärkung von Frauen in der Gesellschaft.

Maathai wurde 1940 südlich von Nairobi geboren und fiel schon früh durch ihre Intelligenz und ihren Tatendrang auf. Dank eines Stipendiums konnte sie in den USA und später auch in Deutschland Biologie studieren. Nach ihrer Rückkehr in die Heimat erwarb sie 1971 als erste Frau in Kenia ihren Doktortitel und begann im selben Jahr an der Universität zu lehren.

„Es sind die kleinen Dinge, die Bürger tun. Das ist es, was den Unterschied ausmachen wird. Meine kleine Sache ist das Pflanzen von Bäumen.“

1977 gründete Maathai das Green Belt Movement, eine Bewegung, die sich zunächst auf Baumpflanzungsaktionen konzentrierte, um der rücksichtslosen Abholzung in Kenia entgegenzuwirken, die zu Erosion und Wüstenbildung führte. Diese Bewegung hat bis heute über 45 Millionen Bäume gepflanzt.

Doch Maathais Vision ging über den Umweltschutz hinaus. Eines ihrer Ziele war es, Frauen aus den ärmsten Bevölkerungsschichten zu mobilisieren und zu stärken. Frauen waren die treibende Kraft hinter den Pflanzaktionen, und die Bewegung entwickelte sich zu einem Netzwerk, das auch Seminare zu Frauenrechten und Zusammenarbeit mit Häftlingen organisierte.

„Als wir sieben Bäume pflanzten, dachten viele Menschen, dass wir nur scherzten, weil wir nur eine Gruppe von Frauen waren. Aber viele Jahre später sprechen wir von Millionen von Bäumen, und einige Menschen beginnen, Frauen ernst zu nehmen.“

Wangari Maathais Engagement beschränkte sich nicht nur auf das Green Belt Movement. Sie war eine zentrale Figur in der kenianischen Frauenbewegung und leitete acht Jahre lang den Nationalen Frauenrat. Ihre Aktivitäten führten dazu, dass sie in den 1990er-Jahren mehrfach inhaftiert und misshandelt wurde. Dennoch blieb sie standhaft und setzte ihren Kampf fort.

„Die Umwelt und die Wirtschaft sind tatsächlich zwei Seiten derselben Medaille. Wenn wir die Umwelt nicht erhalten können, können wir uns selbst nicht erhalten.“

Für ihre herausragende Arbeit erhielt Wangari Maathai 2004 als erste afrikanische Frau den Friedensnobelpreis. Sie wurde für ihre Bemühungen um nachhaltige Entwicklung, Frieden und Demokratie gewürdigt. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2011 setzte sich die „Mutter der Bäume“ unermüdlich für soziale Themen und den Umweltschutz ein.

Mural in San Francisco, 2012. Foto: Phil Dokas, CC BY-NC-SA 2.0

Ein Rückblick auf 1992

Als „inoffizieller Gast“ am Earth Summit 1992 in Rio de Janeiro und Preisträgerin des Global 500 Awards wurde Wangari Maathai erstmals von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen:

1992, im Alter von 52 Jahren, wurde Wangari Maathai als eine der ungewöhnlichsten und offensten Frauen Afrikas beschrieben: Zunächst Biologie-Professorin, verbrachte sie zehn Jahre im Labor mit der Erforschung von Tierparasiten und parasitären Krankheiten, die in ihrem Land weit verbreitet sind. Doch 1977 verließ sie das Labor und startete ein Programm, das weit mehr als nur die kenianische Landschaft veränderte.

14 Jahre nach der Unabhängigkeit hatte Kenias Bemühen, sich zu modernisieren und die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung zu erfüllen, die Wälder des Landes nahezu zerstört. Dies führte zu Bodenerosion, schwindenden Brennstoffvorräten und der Verschlechterung der landschaftlichen Schönheit Kenias. Maathais Projekt umfasste das Pflanzen von Bäumen auf Freiflächen, Schulgeländen und entlang von Straßen.

Sie richtete grüne Gürtel ein, die nicht nur das ökologische Gleichgewicht wiederherstellten, sondern auch Einkommen für die Frauen boten, die die Bäume pflanzten. Für jeden Baum, der drei Monate außerhalb der Baumschulen überlebte, erhielten die Frauen fünfzig Cent. Innerhalb von zehn Jahren schuf das Green Belt Movement 600 Baumschulen, zog 10 Millionen Bäume groß und involvierte 50.000 Frauen und Kinder.

Im Interview mit Charlayne Hunter-Gault im gleichen Jahr erläuterte Maathai, wie ihr Umweltprogramm von der Kenianischen Regierung als subversiv betrachtet wurde:

„Wir wurden als Bedrohung angesehen, weil wir das Bewusstsein der Menschen für die Umweltschäden schärften, die von der Regierung verursacht wurden.“

Sie und andere Frauen wurden bei einem Hungerstreik von der Polizei angegriffen, um gegen die Inhaftierung von politischen Gefangenen zu protestieren:

„Ich möchte auf keinen Fall mit meinem Leben dafür büßen, aber ich weiß, dass ich einen Preis dafür zahlen muss, für die Demokratie einzutreten. […] Die Umweltbewegung ist ein integraler Bestandteil der Demokratiebewegung geworden.“

Wangari Maathai in Turin 2006. Foto: Lorena Pajares, CC BY-NC-SA 2.0

Friedensnobelpreis

Im Jahr 2004 erhielt Wangari Maathai als erste afrikanische Frau den Friedensnobelpreis. Bei ihrer Nobel Lecture sprach sie tiefgreifende Wirkung des Baumpflanzens:

Die Bäume machten es möglich, grundlegende Bedürfnisse wie Brennstoff, Nahrung und Unterkunft zu decken und auch Frauen wirtschaftlich zu stärken. Maathai erklärte, dass die Herausforderungen zunächst groß waren, da die Menschen glaubten, ihre Probleme könnten nur von außen gelöst werden. Doch das Green Belt Movement lehrte sie, dass sie über das Wissen und die Fähigkeiten verfügten, um Veränderungen herbeizuführen.

„Obwohl die Baumpflanzaktionen des Green Belt Movement anfangs nicht direkt Fragen von Demokratie und Frieden behandelten, wurde bald klar, dass eine die Steuerung des Umweltschutzes ohne demokratischen Spielraum unmöglich war. Daher wurde der Baum schließlich zu einem Symbol für den demokratischen Kampf.“

Während des Prozesses der Demokratisierung Kenias nutzte das Green Belt Movement Bäume als Symbole des Friedens und der Konfliktlösung, besonders während ethnischer Auseinandersetzungen. Diese Praxis, die tief in afrikanischen Traditionen verwurzelt ist, trug zur Förderung einer Kultur des Friedens und zur Erhaltung der lokalen Biodiversität bei.

Maathai betonte, dass gute Regierungsführung unerlässlich für Umweltschutz und Frieden sei. Sie erläuterte, dass Länder mit schlechter Regierungsführung oft Konflikte und unzureichende Umweltgesetze hätten. Die Arbeit des Green Belt Movement und anderer zivilgesellschaftlicher Organisationen führte schließlich zu einer friedlichen Übergabe der Regierung in Kenia und legte den Grundstein für eine stabilere Gesellschaft.

Im Abschluss ihrer Rede zeigte sie die ganze Problematik der Klimaveränderung anhand einer persönlichen Anekdote:

„Wenn ich zum Schluss komme, denke ich an meine eigene Kindheit zurück, als ich an einen Bach neben unserem Zuhause ging, um Wasser für meine Mutter zu holen. Ich trank direkt aus dem Bach, weil das Wasser sauber war. Beim Spielen zwischen den Pfeilwurzeln versuchte ich vergeblich, die Fäden von Froscheiern aufzuheben, da ich glaubte, es seien Perlen, mit denen ich mich schmücken könnte. Doch jedes Mal, wenn ich meine kleinen Finger darunter schob, zerbrachen sie. Später sah ich Tausende von Kaulquappen – schwarz, voller Energie und zappelnd durch das klare Wasser auf dem braunen Grund. Dies war die Welt, die ich von meiner Mutter geerbt habe.

Heute, 50 Jahre später, ist mein Bach ausgetrocknet. Frauen müssen längere Wege gehen, um Wasser zu holen, das nicht immer sauber ist. Und Kinder werden vielleicht nie mit den Kaulquappen und Froscheiern spielen können – sie werden vielleicht nie wissen, was sie verloren haben. Die Herausforderung, vor der ich heute stehe, ist, diesen Lebensraum für die Kaulquappen wiederherzustellen und ihn den Kindern zurückzugeben.“

Die Bedeutung von Wangari Maathais Vermächtnis

Wangari Maathais Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel für Mut und Beharrlichkeit im Angesicht von Widrigkeiten. Ihre Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit miteinander zu verbinden. Maathai hat gezeigt, dass einzelne Menschen eine enorme Wirkung erzielen können, wenn sie sich mit Leidenschaft und Entschlossenheit für eine Sache einsetzen.

„Wir dürfen nicht müde werden oder aufgeben. Wir schulden es den heutigen und zukünftigen Generationen aller Spezies, aufzustehen und voranzugehen!“

Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass der Kampf für den Klimaschutz nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale Dimension hat. Durch ihre Arbeit hat Maathai nicht nur die Umwelt verbessert, sondern auch das Leben unzähliger Frauen verändert und ihnen neue Perspektiven eröffnet.