Im Rahmen der interdisziplinären Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität“, die 2024 von der Deutschen Bischofskonferenz in Auftrag gegeben wurde, kommen renommierte Expertinnen und Experten zu einem klaren Schluss: Unsere globale Landnutzung muss dringend überdacht und nachhaltig umgestaltet werden, um den existenziellen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen. Die Kernbotschaften der Studie bieten eindringliche Einblicke in die notwendigen Maßnahmen, um Ernährungssicherheit, Klimaschutz und den Erhalt der Biodiversität langfristig zu sichern.
Eine neue Form der Effizienz: „Gemeinwohleffizienz“
Eine zentrale Aussage der Studie betont die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Effizienz in der Landnutzung. Statt wie bisher vor allem wirtschaftliche Gewinne und Produktivität zu maximieren, fordert die Studie die Einführung einer „gemeinwohleffizienten“ Nutzung von Land. Diese neue Perspektive hebt die multifunktionalen Rollen von Agrarflächen hervor: Böden sollen nicht nur Lebensmittel für eine wachsende Bevölkerung liefern, sondern auch Kohlenstoff speichern, die Biodiversität fördern und Ökosysteme schützen. Ein solcher ganzheitlicher Ansatz ist notwendig, um langfristig die Fruchtbarkeit und Funktionsfähigkeit unserer Böden zu sichern.
Herausforderungen durch den Klimawandel
Besonders eindrucksvoll ist die Analyse der Klimakrise und ihrer Folgen für die Landnutzung. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Hitzewellen bedrohen weltweit die landwirtschaftliche Produktion. Gleichzeitig nimmt die nutzbare landwirtschaftliche Fläche durch Versiegelung und nicht nachhaltige Praktiken ab. Die Studie zeigt auf, dass eine bloße Fortführung der bisherigen Produktions- und Konsummuster nicht tragbar ist. Beispielsweise könnten bis 2050 nach Schätzungen sechs Millionen Quadratkilometer neue Agrarflächen nötig sein, wenn wir unser Konsumverhalten nicht grundlegend ändern.
Ethische Leitlinien für eine nachhaltige Landnutzung
Die Studie formuliert ethische Leitlinien, die als Grundlage für eine zukunftsfähige und gemeinwohlorientierte Ordnungspolitik dienen sollen. Diese Leitlinien rufen zu einem gesellschaftlichen Bewusstseinswandel auf, der die sozialen, ökologischen und kulturellen Dimensionen der Landnutzung in den Fokus rückt. Die Anerkennung und Honorierung von Landwirten, die nachhaltige Praktiken anwenden – wie etwa den Schutz der Biodiversität oder die Verbesserung der Kohlenstoffspeicherfähigkeit von Böden – steht dabei im Zentrum. Die Studie fordert ein Ende der pauschalen Subventionen für Flächenbewirtschaftung und plädiert dafür, staatliche Unterstützung verstärkt auf ökologische Leistungen auszurichten.
Soziale Gerechtigkeit und globale Verantwortung
Ein weiterer zentraler Aspekt der Studie ist die soziale und globale Verantwortung, die mit der Landnutzung verbunden ist. In einer zunehmend polarisierten Welt fordert sie dazu auf, populistische Narrative und Feindbilder zu überwinden und stattdessen den Dialog zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft zu fördern. Besonders die Länder des globalen Südens und zukünftige Generationen dürfen in der Debatte um eine gerechte Landnutzung nicht übergangen werden. Hier ist auch die Kirche gefragt, ihren Einfluss geltend zu machen und für eine gerechte und nachhaltige Nutzung der Ressourcen einzutreten.
Fazit: Ein gemeinsamer Weg in die Zukunft
Die Kernbotschaften der Studie machen deutlich, dass eine nachhaltige Landnutzung nicht allein eine Frage der ökologischen Verantwortung ist, sondern eng mit sozialen und kulturellen Herausforderungen verknüpft ist. Nur durch eine umfassende Transformation unseres Konsumverhaltens, unserer landwirtschaftlichen Produktionsweisen und unserer politischen Rahmenbedingungen können wir Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität sichern – und damit eine lebenswerte Zukunft für alle.
Diese Studie ist ein Weckruf an Politik, Gesellschaft und Kirche, gemeinsam an einer gerechten und nachhaltigen Nutzung unserer Ressourcen zu arbeiten. Die Zeit des Abwartens ist vorbei, jetzt müssen wir handeln.