Die Geschichte der Photovoltaik: Vom ersten Lichtstrahl bis zur Energiequelle der Zukunft

Lesedauer: 5 Minuten

Die Geschichte der Photovoltaik ist die Geschichte eines wissenschaftlichen Durchbruchs, der über zwei Jahrhunderte hinweg immer weiter perfektioniert wurde. Von den ersten Experimenten mit Licht und Elektrizität im 19. Jahrhundert bis hin zu hochmodernen Solarparks, die heute ganze Städte mit Strom versorgen, spiegelt sie den menschlichen Drang wider, die Kraft der Sonne zu nutzen. Dieser Text zeichnet die Entwicklung der Photovoltaik-Technologie nach und beleuchtet die Meilensteine, die sie zu einer Schlüsseltechnologie der Energiewende gemacht haben.

Die Anfänge: Der photoelektrische Effekt

Die Grundlage der Photovoltaik wurde 1839 von Alexandre Edmond Becquerel gelegt, einem französischen Physiker. Er entdeckte den sogenannten photoelektrischen Effekt, das Phänomen, dass Licht auf bestimmte Materialien treffen und eine elektrische Spannung erzeugen kann. Becquerel führte seine Experimente mit elektrolytischen Zellen durch, bei denen Sonnenlicht auf Silberchlorid eintraf, das in einer säurehaltigen Lösung eingebettet war. Obwohl seine Geräte nur schwache elektrische Ströme erzeugten, legte seine Arbeit den Grundstein für die weitere Erforschung der Photovoltaik.

Ein weiterer Meilenstein folgte 1873, als Willoughby Smith die lichtempfindlichen Eigenschaften von Selen entdeckte. Nur wenige Jahre später, 1876, bewiesen William Grylls Adams und Richard Evans Day, dass Selen ohne zusätzliche chemische Reaktionen Strom erzeugen kann, wenn es mit Licht bestrahlt wird. Diese Erkenntnisse waren zwar revolutionär, fanden jedoch zunächst keine praktische Anwendung.

Alexandre Edmond Becquerel (links) und Willoughby Smith

Die erste Solarzelle: Vom Labor in die Praxis

Erst in den 1950er Jahren gelang der nächste entscheidende Durchbruch. 1954 entwickelten Forscher an den Bell Labs in den USA die erste funktionierende Silizium-Solarzelle. Sie erreichte einen Wirkungsgrad von 6 %, was im Vergleich zu modernen Standards bescheiden erscheint, aber damals eine Sensation war. Silizium, ein chemisches Element, das in der Erdkruste reichlich vorhanden ist, erwies sich als ideales Material für die Umwandlung von Sonnenlicht in Strom.

Die Bell Labs präsentierten ihre Erfindung als eine Möglichkeit, kleine elektronische Geräte mit Strom zu versorgen. Bald darauf wurden die ersten Solarmodule in der Raumfahrt eingesetzt. 1958 wurde der Satellit Vanguard 1 mit Solarzellen ausgestattet und bewies die Zuverlässigkeit dieser Technologie in extremen Bedingungen.

Satellit Vanguard 1. Collage: NASA

Von der Raumfahrt zur Erde

In den 1970er Jahren erlebte die Photovoltaik eine Renaissance, angetrieben durch die Ölkrisen und die wachsende Sorge um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Während die Technologie zuvor hauptsächlich für die Raumfahrt entwickelt wurde, begannen Wissenschaftler und Ingenieure nun, nach Anwendungen auf der Erde zu suchen.

In dieser Zeit wurden die Produktionskosten für Solarzellen langsam gesenkt, was sie für den kommerziellen Einsatz attraktiver machte. Maßgeblich dafür verantwortlich: Dr. Elliot Berman und seine Mitarbeiter bei der Solar Power Corp. Der Öl-Riese Exxon finanzierte diese Forschungen und eröffnete 1973 die erste kommerzielle Fabrik für Solarmodule, die speziell für abgelegene Gebiete entwickelt wurden, in denen kein Zugang zu einem Stromnetz bestand.

Elliot Berman (Mitte, mit gemusterter Krawatte) und sein Team bei Solar Power Corp. posieren 1973 vor ihrem Büro und ihrer Produktionsstätte in Braintree, Massachusetts. Foto: Robert Willis/Solar Power Corp. via John Perlin

Der Aufstieg der Solarenergie

In den 1980er und 1990er Jahren erlebte die Photovoltaik-Technologie signifikante Fortschritte. Der Wirkungsgrad von Solarzellen stieg stetig an, während die Produktionskosten sanken. Neue Materialien wie Galliumarsenid und Dünnschichttechnologien wurden erforscht, um die Effizienz weiter zu steigern.

In dieser Zeit begann auch die öffentliche Wahrnehmung der Solarenergie als wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Energiezukunft zu wachsen. Regierungen weltweit starteten Förderprogramme, um die Entwicklung und den Einsatz von Solartechnologien zu beschleunigen. Länder wie Deutschland, Japan und die USA übernahmen eine Vorreiterrolle und unterstützten den Aufbau erster großer Solaranlagen.

Das 21. Jahrhundert: Solarenergie wird Mainstream

Im neuen Jahrtausend wurde die Photovoltaik zu einer der am schnellsten wachsenden Energiequellen der Welt. Dies war vor allem auf technologische Innovationen und Skaleneffekte zurückzuführen, die die Kosten für Solaranlagen drastisch senkten. Während Solarmodule im Jahr 2000 noch rund 5 US-Dollar pro Watt Leistung kosteten, fielen die Preise bis 2020 auf unter 0,30 US-Dollar pro Watt.

Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung war die Einführung von Einspeisevergütungen, wie sie beispielsweise 2000 in Deutschland mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt wurden. Diese Politik machte es wirtschaftlich attraktiv, Solarstrom ins Netz einzuspeisen, und trieb den Bau von Dachanlagen und Solarparks voran.

In der gleichen Zeit wuchs die globale Produktionskapazität, vor allem durch die industrielle Expansion in China. Chinesische Unternehmen wurden zu den führenden Herstellern von Solarzellen und -modulen, was die globale Verfügbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Technologie weiter steigerte.

Foto: Marco Verch

Fortschritte und Herausforderungen

Heute sind Solaranlagen in vielen Teilen der Welt die günstigste Form der Stromerzeugung. Die neuesten Technologien, wie Perowskit-Solarzellen und bifaziale Module, versprechen noch höhere Wirkungsgrade und eine bessere Ausnutzung des Sonnenlichts. Gleichzeitig gibt es Bestrebungen, Solarenergie in neue Bereiche zu integrieren, wie zum Beispiel schwimmende Solaranlagen, gebäudeintegrierte Photovoltaik (BIPV) und Solarstraßen.

Ein großes Thema bleibt die Speicherung von Solarstrom, da die Energieproduktion wetter- und tageszeitabhängig ist. Batterietechnologien wie Lithium-Ionen-Akkus und die Entwicklung von innovativen Speichersystemen, etwa auf Wasserstoffbasis, spielen eine zentrale Rolle bei der Lösung dieses Problems.

Eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende

Die Photovoltaik hat das Potenzial, einen Großteil des globalen Energiebedarfs zu decken. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) könnte Solarenergie bis 2050 bis zu 25 % der weltweiten Stromversorgung übernehmen. Innovative Technologien, wie etwa die Kombination von Photovoltaik mit Landwirtschaft (Agri-Photovoltaik), eröffnen neue Möglichkeiten, die Landnutzung effizienter zu gestalten.

Dennoch gibt es Herausforderungen: Der steigende Rohstoffbedarf, die Recyclingfähigkeit alter Module und die Sicherstellung nachhaltiger Produktionsmethoden sind Themen, die angegangen werden müssen, um die langfristige Nachhaltigkeit der Solarenergie zu gewährleisten.

Resümee

Die Geschichte der Photovoltaik ist eine Erfolgsgeschichte des menschlichen Einfallsreichtums. Von den frühen Experimenten im 19. Jahrhundert bis hin zu den hochentwickelten Solarmodulen der Gegenwart zeigt sie, wie Wissenschaft und Technik gemeinsam den Weg für eine nachhaltige Energiezukunft ebnen können. Mit weiteren technologischen Fortschritten und politischen Maßnahmen könnte die Photovoltaik eine zentrale Rolle dabei spielen, die globale Energiewende voranzutreiben und eine Welt zu schaffen, die sich die Kraft der Sonne vollständig zunutze macht.