Review der Kritischen Literaturtage in der Brunnenpassage am Yppenplatz (26. & 27.10.)
Die Brunnenpassage am Yppenplatz richtet sich seit 2007 an jene Menschen, denen der städtische Kulturbetrieb nicht oder nur schwer zugänglich ist: Alle Veranstaltungen sind deshalb kostenlos. Es wird außerdem versucht, die „zahlreichen Unsicherheiten, Schwellen- und Berührungsängste“ abzubauen, welche „Menschen mit geringen Bildungschancen, Personen mit niedrigem Einkommen sowie MigrantInnen“ häufig davon abhalten, die Konzerthäuser, Theater und Museen der Stadt Wien zu besuchen. Die unmittelbaren AnrainerInnen des Brunnenviertels – in ihrer sozialen und kulturellen Vielfalt – sind dabei der Maßstab, der an alle Veranstaltungen in der Brunnenpassage angewendet wird, ganz nach dem Leitspruch: KunstSozialRaum.
Die Brunnenpassage bildete am 26. und 27. Oktober den räumlichen Mittelpunkt der diesjährigen Kritischen Literaturtage nach dem Motto: Bücher statt Panzer! Denn während am Heldenplatz Staatsgewalt mittels Kriegsgerät inszeniert wurde, standen hier die „Waffen der Kritik“ in Form von Druckwerken im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Das Schlendern entlang der Stände der 50 AustellerInnen – u.a. Verlage, unabhängige Zeitschriftenredaktionen, Schreibwerkstätten, politische Gruppierungen und NGOs – wurde untermalt durch Live Musik von Marwan Abado.
Zur Einstimmung fand bereits am Donnerstag den 25. eine Auftaktdiskussion im ETAP statt, welche das Voneinander-Lernen sozialer Bewegungen in den Fokus rückte. Parallel zu den Messetagen am 26. und 27. lasen zu jeder vollen bzw. halben Stunde an drei nahegelegenen Locations (FANIA und Café Club International am Yppenplatz sowie Galerie AU in der Brunnengasse) junge – oder auch nicht mehr so junge – AutorInnen aus ihren Werken vor. Anlässlich des 100. Geburtstag des jüdischen, politischen Schriftstellers Jura Soyfer wurden im Weinhaus Sittl Szenen aus seinen Stücken und einige seiner Lieder mit Akkordeonbegleitung vorgetragen.
Die Kritischen Literaturtage sind mehr als eine Buchmesse. Sie sind ein Ort der Vernetzung: von MedienmacherInnen und politischen Aktiven, von Schreibenden und Lesenden. Und auch wenn sich die BesucherInnenzahlen nicht mit jenen der Waffenschau am Heldenplatz messen können, so war es doch eine gelungene Gegenveranstaltung!