Zankapfel Gersthofer Platzl

Illustration Gersthofer Platzl
Umbaupläne des Gersthofer Platzls der Agenda-Gruppe Lebenswertes Gersthof, gestaltet von Dialog Plus
Lesedauer: 3 Minuten

Gersthofer Platzl nennt sich das Areal um die S-Bahn-Station Gersthof im Zentrum des Bezirks Währing. Grundlegende Bedürfnisse des Lebensraums Großstadt werden an dieser Stelle sichtbar: Das Platzl ist zugleich Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs und liegt an einer stark befahrenen Straße der westlichen Peripherie, die sich mit einem Radweg und einer Bushaltestelle um die Fahrbahnen streiten muss. Dauerhafte Markthäuschen, Imbissrestaurants und Geschäfte laden zum Verweilen ein. Gleich daneben wartende Fahrgäste, welche die Gehsteige zu einem Slalom Parcours umformen. Diese Mehrfachnutzung ist der Kern des Dilemmas, mit dem die Raumplanung konfrontiert ist.

Gersthofer Platzl
Markt- und Kreuzungsbereich des Gersthofer Platzls

Lange war Währing eine Hochburg konservativer Bezirkspolitik, von 1946 bis 2015 stellte die ÖVP ununterbrochen den Bezirksvorsteher. Seit die Grüne Silvia Nossek das Amt übernommen hat, haben sich die Schwerpunkte öffentlicher Raumnutzung verändert: Parkpickerl, Radwege und mehr städtisches Grün, um es kurz zu machen. Nach der Umgestaltung der äußeren Währinger Straße vor zwei Jahren sollte das Gersthofer Platzl den aktuellen Bedürfnissen angepasst werden. Die Agenda-Gruppe „Lebenswertes Gersthof“ befragte die BürgerInnen des Bezirks und stellte die Ergebnisse Ende 2018 im örtlichen Pfarrsaal vor.

Die vorgesehene Begrünung entlang der Gersthofer Straße bedeutet mehr Platz für FußgängerInnen, Fahrräder und Gäste der Gastronomie. Der Haken bei diesem Plan: weniger Fahrspuren. Die Gersthofer Straße ist bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze während der Stunden des Berufs- und Pendlerverkehrs – auch wenn jüngste Erhebungen von einem leichten Rückgang sprechen. Nach der Bürgerbeteiligung vermeintlich in trockenen Tüchern, kam das böse Erwachen für die grüne Raumplanung – trotz Förderzusage durch die Stadt Wien. Im Finanzausschuss Ende 2019 stimmten SPÖ, ÖVP und FPÖ dagegen und brachten mit ihrer Stimmenmehrheit die Umbaupläne ins Wanken.

Illustration Gersthofer Platzl
Die Umbaupläne der Agenda-Gruppe von 2018

„Es braucht eine bessere Lösung“, äußerte sich SPÖ-Bezirksparteivorsitzender Andreas Höferl im Interview. „Durch unzählige Gespräche und Hausbesuche wissen wir, dass die Mehrheit der Anrainer dem Umbau skeptisch gegenüber steht.“ Deshalb besteht die Bezirks-SPÖ auf eine Bürgerbefragung. Besonders stark kritisiert wird die Verlegung der 10A-Bushaltestelle weg von den Straßenbahnen. ÖVP und FPÖ sorgen sich um die Sicherheit der FußgängerInnen nach dem Kreuzungsumbau und haben massive Bedenken bezüglich weiterer Staubildung. Beim Gegenvorschlag der ÖVP sollen die beiden Fahrspuren Richtung Norden erhalten bleiben. „Radfahrer und Autofahrer können auch gemeinsam auf einem Streifen fahren“, erläutert die ÖVP-Spitzenkandidatin Kasia Greco. „Wir wollen den Fließverkehr nicht stören und dadurch nicht unnötig Staus fördern.“

Also heißt es zurück an den Start mit dem Projekt. Während des Wahlkampf der Wiener Bezirkswahlen 2020 ist der Umbau noch immer ein heißes Thema. Die Grüne Bezirksvorsteherin Silvia Nossek ist sich sicher, dass es bald funktionieren wird: „Die Wiener Linien, Geschäftsleute und Wirtschaftskammer wollen es, die Rückmeldungen waren sehr positiv. 2021 kommt endlich das neue WC – und das neue Platzl schaffen wir auch!“ Den Rücken stärkt ihr dabei die Spitzenkandidatin der Neos, Karin Riebenbauer: „Ich unterstütze die Pläne zur Neugestaltung des Platzls, die unter Beteiligung aller Parteien und der Währinger erarbeitet wurden.“ Wollen wir das Beste hoffen.